Die Bronzezeitstadt Hala Sultan Tekke auf Zypern war ein florierendes Zentrum überregionalen Handels, wie archäologische Funde von Importwaren und Luxusgütern aus allen Teilen der bronzezeitlichen Welt belegen. Seinen Aufstieg zur wohlhabenden Handelsstadt verdankte Hala Sultan Tekke dabei seiner Kupfergewinnung: In der Stadt wurden große Mengen an Kupfererzen verhüttet und zu Kupferbarren für den Export verarbeitet. Zeugnis davon geben unter anderem große Mengen an Kupferschlacke und Metallwerkstätten.
Die bronzezeitliche Stadt Hala Sultan Tekke liegt nahe des heutigen Flughafens von Larnaka auf Zypern. Bereits 1897 hatten britische Archäologen dort die ersten Spuren einer bronzezeitlichen Kultur entdeckt. Seit 1971 finden dort umfangreiche Grabungskampagnen unter Beteiligung schwedischer Forscher statt. Sie enthüllen, dass diese Stadt in der Zeit von 1600 bis 1150 vor Christus überraschend groß und wohlhabend war: Sie erstreckte sich über 25 bis 50 Hektar und umfasste ein regelmäßiges Gitternetz von Straßen sowie Wohnviertel und Werkstätten.
Gute Lage und weitreichende Handelsbeziehungen
„Hala Sultan Tekke war nach damaligen Maßstäben eine Großstadt, denn die meisten Siedlungen zu dieser Zeit hatten nur eine Fläche von wenigen Hektar“, erklärt Peter Fischer von der Universität Göteborg. Das wirft die Frage auf, warum diese Stadt über fast 500 Jahre lang so erfolgreich und wohlhabend war. Als einer der Gründe gilt ihre günstige Lage: „Die Stadt lag an einer Bucht, die in der Bronzezeit tief ins Land eingeschnitten war und dadurch einen ausgezeichneten, gut geschützten Hafen bot“, erklärt Fischer. „Dies hat sicher dazu beigetragen, dass die Stadt schon früh überregionale Kontakte und Handelsbeziehungen etablieren konnte.“
Von diesen weitreichenden Handelsbeziehungen zeugen auch zahlreiche Funde von bronzezeitlichen Importwaren in Hala Sultan Tekke: „Wir haben enorme Mengen an importierter Keramik gefunden, aber auch Luxusgüter aus Gold, Silber, Elfenbein und Halbedelsteinen“, berichtet der Archäologe. Er hat im Rahmen seiner Studie mehr als 300 Keramikgefäße und diverse Schmuckstücke aus der Bronzezeitstadt auf ihre Herkunft hin untersucht. Die Analysen enthüllten, dass die Stadt in der späten Bronzezeit Waren aus einem riesigen Einzugsgebiet importierte. Die Spanne reicht von Sardinien im Westen bis Mesopotamien im Osten und von der Ostsee bis nach Nubien. Einige Halbedelsteine und Schmuckstücke stammten sogar aus Afghanistan und Indien. „Die Stadt war damals eindeutig Teil eines globalen Wirtschaftssystems, das seinen Höhepunkt in der Zeit vom 15. bis 13. Jahrhundert vor Christus hatte“, so Fischer.
Kupferverarbeitung als Basis des Wohlstands
Doch woher nahm Hala Sultan Tekke den Reichtum, um so viele luxuriöse Importe zu finanzieren? Eine Basis für den Wohlstand und das Wachstum der Stadt war höchstwahrscheinlich der Kupferexport: „In der Stadt sind zahlreiche Überreste der Kupfergewinnung zu finden, darunter Öfen für das Schmelzen des Erzes, Gießformen und Schlacken“, berichtet Fischer. „Das Erz, aus dem das Kupfer extrahiert wurde, stammte aus Minen in den nahegelegenen Troodos-Bergen.“ In den metallurgischen Werkstätten nördlich des Stadtzentrums von Hala Sultan Tekke wurde dieses Erz verarbeitet und in Form von Kupferbarren verschifft. Als Rohstoff für die zu dieser Zeit wichtige Bronze war dieses Metall in allen Bronzezeitkulturen begehrt.
Nach Ansicht der Archäologen war dies eine der Voraussetzungen für den Aufstieg von Hala Sultan Tekke zum überregionalen Handels- und Wirtschaftszentrum. „Die innerstädtische Kupferherstellung und einer der bestgeschützten Häfen der Insel zog damals Handwerker und Händler an“, erklärt Fischer. Eine weitere, wenn auch weniger essenzielle Einnahmequelle für die lokale Bevölkerung war die Herstellung von purpurgefärbten Textilien, wie große Färbebecken und Haufen von Schalen der Purpurschnecke nahelegen. Die große Menge dieser Relikte deutet darauf hin, dass auch diese Handelsware primär für den Export bestimmt war. Beide Güter zusammen – Kupfer und Purpur – legten den Grundstock für den Wohlstand von Hala Sultan Tekke und seinen Aufstieg in die Liga der überregionalen Handelszentren.
Erst um 1200 vor Christus erlebte Hala Sultan Tekke – ähnlich wie viele andere bronzezeitliche Hochkulturen im östlichen Mittelmeerraum – einen Niedergang. Die Menge der Importwaren nahm ab und auch die Reichweite der Handelsbeziehungen, wie die archäologischen Funde belegen. Welche Ursachen jedoch zum spätbronzezeitlichen Niedergang so vieler zuvor erfolgreicher Kulturen und Städte führte, ist bisher nicht eindeutig geklärt.
Quelle: Universität Göteborg; Fachartikel: Journal of Archaeological Science, doi: 10.1016/j.jasrep.2022.103722