Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erhält bedeutende Neuerwerbung

Der Schwäbische Städtebund

Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erhält bedeutende Neuerwerbung

Für das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden konnte aus Sondermitteln des Freistaates Sachsen und mit Unterstützung der „Freunde des Kupferstich-Kabinetts e. V.“ ein bedeutendes Konvolut erworben werden, das sich seit 1944 im Kupferstich-Kabinett befindet. Dazu zählen sieben Zeichnungen und Aquarelle, jeweils zwei Radierungen und Lithographien, 69 Holzstiche sowie ein Mappenwerk mit acht Lithographien. Das Konvolut war im Rahmen des von den Dresdner Galeriedirektoren Hans Posse und Hermann Voss geleiteten „Sonderauftrags Linz“ erworben worden, der u.a. den Aufbau des sogenannten Führermuseums in Linz an der Donau zum Ziel hatte.

Die Blätter dieses Konvoluts stammen aus der Versteigerung der Sammlung Julius Freund in der Luzerner Galerie Fischer am 21. März 1942. Die jüdische Kaufmannsfamilie Freund musste Deutschland unter dem Druck der Naziherrschaft 1939 verlassen und büßte dabei fast ihr gesamtes Vermögen ein. Ihre Kunstsammlung hatte die Familie Freund zwar vorausschauend bereits 1933 in der Schweiz in Sicherheit gebracht; die emigrierten Familienmitglieder, darunter die Tochter Gisèle, hatten sie jedoch unter dem Druck der Verhältnisse und angesichts wirtschaftlicher Probleme 1942 in die Auktion gegeben.

Das nun für Dresden erworbene und damit bewahrte Konvolut umfasst Arbeiten des ausgehenden 18. und des 19. Jahrhunderts. Hervorzuheben sind u. a. die Zeichnungen des aus Cottbus stammenden Landschaftsmalers Carl Blechen (1798-1840) sowie ein Aquarell des Klassizisten Philipp Hackert (1737-1807), dessen Oeuvre in der Sammlung des Kupferstich-Kabinetts ebenfalls unterrepräsentiert ist. Als besonders bedeutsam für das Kupferstich-Kabinett sind eine Zeichnung von Caspar David Friedrich (1774-1840) und eine seltene, wertvolle Lithographie von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) hervorzuheben. Caspar David Friedrichs Zeichnung „Kreuz im Gebirge“ variiert die Komposition des „Tetschener Altars“, der sich als Hauptwerk des bedeutendsten Künstlers der Romantik in der Dresdner Galerie Neue Meister befindet. Die genaue Beziehung des Blattes zum „Tetschener Altar“ ist noch ungeklärt und gibt Anlass zu weiteren Forschungen. Umso erfreulicher ist es, dass das „Kreuz im Gebirge“ dem Kupferstich-Kabinett erhalten und somit für Wissenschaftler zugänglich bleibt.

Über den großen kunsthistorischen Wert einzelner Werke hinaus erlangte die 1942 in alle Welt zerstreute Sammlung Freund besondere Bedeutung durch die spätere Karriere einer der damaligen Eigentümerinnen. Die 1912 in Berlin-Schöneberg geborene und 2000 in Paris gestorbene Gisèle Freund musste dreimal vor den Nazis fliehen: 1933 aus Berlin, 1940 aus Paris und schließlich 1942 aus Südfrankreich nach Südamerika. Seit den 1940er Jahre wurde sie zu einer der weltweit bedeutendsten Reportage- und Porträtfotografinnen. 2008/09 war eine Auswahl ihrer Fotografien im Berliner Willy-Brandt-Haus zu sehen.

Das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden hatte bereits vor Jahren einige Blätter der Sammlung Freund in der „lostart“-Datenbank als Fundmeldung eingestellt. Die Forschungen im Rahmen des „Daphne“-Projekts zur Provenienzrecherche führten zur Identifizierung weiterer Blätter. In Zusammenarbeit mit der Berliner Kanzlei von Trott zu Solz Lammek des kürzlich viel zu früh verstorbenen Berliner Rechtsanwalts Dr. Jost von Trott zu Solz konnte eine faire und gerechte Lösung im Sinne der Prinzipien der Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust erreicht und die Sammlung für den Freistaat Sachsen und die Öffentlichkeit erhalten werden.

Anzeige

Die Sammlung Freund ist nicht identisch mit dem Konvolut an Zeichnungen und druckgraphischen Blättern aus dem Kupferstich-Kabinett, das ebenfalls im Zusammenhang mit dem „Sonderauftrag Linz“ erworben worden war und dessen Provenienz derzeit im Rahmen eines vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderten Forschungsprojektes untersucht wird.

Quelle: Dr. Stephan Adam
Anzeige
DAMALS | Aktuelles Heft
Bildband DAMALS Galerie
Der Podcast zur Geschichte

Geschichten von Alexander dem Großen bis ins 21. Jahrhundert. 2x im Monat reden zwei Historiker über ein Thema aus der Geschichte. In Kooperation mit DAMALS - Das Magazin für Geschichte.
Hören Sie hier die aktuelle Episode:
 
Anzeige
Wissenschaftslexikon

Oxa|lat|stein  〈m. 1; Med.〉 Harnstein [→ Oxalsäure … mehr

Kalt|na|del|ra|die|rung  〈f. 20; Kunst〉 Art des Kupferstichs, bei der die Zeichnung mit der Kaltnadel in die blanke, nicht vorher präparierte Kupferplatte geritzt wird

Sym|pho|nik  〈f. 20; unz.; Mus.〉 = Sinfonik

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige