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Lager für deutsche Kriegsgefangene in England entdeckt

Zweiter Weltkrieg

Lager für deutsche Kriegsgefangene in England entdeckt
Fundstücke
Rangabzeichen eines deutschen Soldaten und deutsche Pistole aus dem Kriegsgefangenenlager. © Wessex Archeology

Im Westen Englands haben Archäologen die Relikte eines Kriegsgefangenenlagers aus dem Zweiten Weltkrieg zutage gefördert. In dem Camp waren von 1940 bis 1948 rund 2000 deutsche Soldaten interniert. Der Fund einer metallenen Erkennungsmarke könnte sogar helfen, einen der damals Inhaftierten zu identifizieren. Wie weitere Funde und historische Dokumente nahelegen, erging es den Gefangenen in diesem Lager relativ gut.

Obwohl die meisten Kämpfe des Zweiten Weltkriegs auf dem europäischen Festland stattfanden, gab es auch in Großbritannien rund 1500 Lager für deutsche Kriegsgefangene. Dort wurden Soldaten interniert, die bei Kämpfen auf dem Kontinent gefangen wurden. Aus Berichten des roten Kreuzes ist schon länger bekannt, dass es auch nahe des Ortes Mile End in der Grafschaft Shropshire im Westen Englands ein solches Lager gegeben haben muss.

Mile ENd
Grundriss des Kriegsgefangenenlagers in Mile End.© Wessex Archeology

Unerwartet gute Bedingungen

Deshalb hat ein Archäologenteam von Wessex Archaeology am mutmaßlichen Standort des Lagers nun Untersuchungen des Untergrunds sowie Ausgrabungen durchgeführt. Tatsächlich stießen die Forscher dabei auf die Reste eines von Feldern umgebenen Camps mit verstreuten Baracken und einer Art Sportplatz. Im Erdreich entdeckten John Winfer und sein Team Alltagsgegenstände wie Essgeschirr, einen Bierkrug, eine Blechdose, Glasflaschen und Behälter für Desinfektionsmittel. Auch ein kleines, aus einer weichen Bleilegierung geformtes Spielzeugkamel war unter den Funden.

„Diese Artefakte helfen uns zu verstehen, wie das Leben für Gefangene und Wachposten in diesem Lager aussah – sowohl während des Krieges als auch unmittelbar danach“, sagt Winfer. Denn Datierungen der Funde legen nahe, dass dieses Kriegsgefangenenlager von 1940 bis 1948 bestand. In dieser Zeit waren dort rund 2000 deutsche Soldaten interniert. Aus den Überresten der Hütten, sanitären Anlagen und den Fundobjekten geht hervor, dass diese Gefangenen vergleichsweise human behandelt wurden. Demnach gab es ausreichend Toiletten, Waschräume mit warmem Wasser und möglicherweise auch Werkstätten und eine Art Schule.

Die archäologischen Funde bestätigen damit das, was historische Dokumente des Roten Kreuzes über das Lager von Mile End sagen. „Deren Bericht unterstreicht die Vielfalt der Ausstattung und der den Gefangenen angebotenen Aktivitäten“, so Winfer. „Das wird auch von unseren archäologischen Belegen bestätigt.“ Dem roten Kreuz zufolge gab es Strom und Heizung, Sportmöglichkeiten und Musik und sogar zwei heiße Bäder pro Woche für jeden Gefangenen. „All dies zeichnet ein für ein solches Kriegsgefangenenlager unerwartet zivilisiertes Bild“, sagt der Archäologe.

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Erkennungsmarke eines Soldaten

Unter den von den deutschen Soldaten zurückgelassenen Objekten sind auch zwei besonders interessante Funde. Das eine ist eine geladene deutsche Pistole des Typs Sauer 38H, den die Forscher in der Nähe einer Hüttenwand fanden. Ob diese Wehrmachtswaffe heimlich von einem der Gefangenen versteckt worden war oder von den Wachposten beschlagnahmt und verwendet wurde, ist noch nicht klar. Der zweite Fund ist die metallene Erkennungsmarke eines deutschen Soldaten. Diese meist zweiteiligen, gravierten Metallplättchen dienten der Identifikation des Trägers und wurden im Falle seines Todes geteilt: Eine Hälfte blieb bei der begrabenen Leiche, die andere wurde an die zuständigen Armeestellen weitergegeben.

„In diesem Falle verrät uns die Marke, dass ihr deutscher Träger zur 3. Kompanie Landesschützen Bataillon XI/ gehörte“, berichtet Winfer. „Wir wissen, dass diese meist aus älteren Reservisten bestehende Einheit im April 1940 zu Landesschützen-Bataillon 211 umbenannt wurde. Demnach muss dieser Soldat schon früh im Krieg gefangen genommen worden sein.“ Weil auf der Erkennungsmarke auch die Dienstnummer ihres Trägers steht, hoffen die Archäologen, die Identität dieses damals in England internierten Deutschen bald herauszufinden. „Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende, wir wollen sie ganz erforschen“, so Winfer.

Quelle: Wessex Archeology

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