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Luthers „Deutsche Messe“ wird UNESCO-Welterbe

Geschichte|Archäologie

Luthers „Deutsche Messe“ wird UNESCO-Welterbe
Das Jenaer Exemplar von Martin Luthers "Deutscher Messe" von 1526. (Jan-Peter Kasper/FSU)

Meilensteine der Reformation: Die UNESCO hat die 1526 von Martin Luther veröffentlichte „Deutsche Messe“ und 13 weitere Handschriften und Drucke aus der Zeit der Reformation in das dokumentarischen Erbe der Menschheit aufgenommen. Diese Dokumente bezeugen die Anfänge einer religiösen und gesellschaftlichen Bewegung, die Religion, Politik und Gesellschaft bis heute prägten, so die UNESCO.

Eine verständliche Liturgie

Bis zur Reformation zelebrierten die katholischen Priester in Deutschland die Messe auf Latein. Für Reformatoren wie Martin Luther war dies ein Stein des Anstoßes, bedeutete es doch, dass ein Großteil der Bevölkerung gar nicht verstand, was in den liturgischen Wechselgesängen gebetet wurde. „Mit der Schrift Deutsche Messe und Ordnung Gottesdiensts – so der vollständige Titel – bot Luther erstmals die komplette Liturgie des Hauptgottesdienstes in deutscher Sprache“, erläutert Christopher Spehr von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Der Reformator war damit zu seiner Zeit eher ein Nachzügler, denn schon seit 1522 hatten andere Reformatoren deutschsprachige Gottesdienstordnungen herausgegeben. Während diese jedoch dem Ablauf der mittelalterlichen Messe relativ genau folgten und die Liturgie einfach ins Deutsche übersetzten, wich Luther teilweise von der überlieferten Ordnung ab und schuf eigene Melodien für die liturgischen Gesänge. „Durch diese Schrift wurde der lutherische Gottesdienst für Jahrhunderte maßgeblich geprägt“, sagt Spehr.

Umfassende Transformation

Wie die UNESCO in ihrem begleitenden Kommentar betont, unterstreichen diese Dokumente, wie ein religiöser, kirchlicher Impuls sich nach und nach zu einer immer umfassenderen Bewegung entwickelte, die in der gesamten Welt Spuren hinterlassen hat. „Die ausgewählten Schriften machen deutlich, was Reformation bedeutet“, heißt es in der Begründung der UNESCO. „Es steht für eine Transformation im Verhältnis des Menschen zu Gott, die alle Ebenen und Elemente der Gesellschaft und des menschlichen Lebens veränderte und prägte – Religion, Politik, Gesellschaft und Kultur.“

Eingereicht wurden die jetzt in das Welterbe aufgenommenen Dokumente 2014 vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz in Kooperation mit internationalen Lutherforschern. Unter ihnen ist Martin Luthers Druckschrift „Deutsche Messe“ von 1526 aus den Beständen der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena. Das vorliegende Exemplar stammt aus der Werkstatt des Wittenberger Buchdruckers Michael Lotter. Die Titelseite ist mit einer Rahmung aus der Werkstatt Lucas Cranachs des Älteren geschmückt.

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Einziges vollständiges Exemplar seiner Auflage

Die Luther-Druckschrift ist Teil eines in Pergament gebundenen Sammelbandes mit insgesamt 32 Schriften der Reformatoren und ihrer Obrigkeiten zu Fragen kirchlicher Verordnungen und Regelungen. Sie gehörte zur rund 17.000 Bände umfassenden Bibliothek des Juristen und Historikers Christian Gottlieb Buder (1693-1763), die dieser den ernestinischen Herzögen vererbte und die nach seinem Tod in den Bestand der heutigen Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek aufgenommen wurde.

Das Jenaer Exemplar ging aus dem zweiten von drei Druckauflagen des aus Text- und Notenteilen bestehenden Werks hervor. „Es handelt sich dabei um das einzige bislang bekannte vollständige Exemplar dieser Auflage“, unterstreicht Joachim Ott von der Universitäts- und Landesbibliothek. „Neben dem Jenaer Exemplar existiert lediglich eine weitere, jedoch unvollständige Ausgabe in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.“

Zusammen mit den vier weiteren frühen Schriften Luthers aus Thüringer Beständen, die jetzt von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt worden sind, wird die „Deutsche Messe“ ab dem 20. Oktober in einer Kabinettausstellung in der Forschungsbibliothek Gotha zu sehen sein. Die Ausstellung ist bis 6. November jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena
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