Im nächsten Schritt wurden die Teilnehmer in Gruppen aufgeteilt. Sie mussten einen Vertreter wählen, der im Wettbewerb mit anderen für die eigene Gruppe Geld bei Rechenspielen erwirtschaften sollte. Der gewählte Vertreter erhielt unabhängig von seinem Erfolg auch einen Extra-Geldbetrag. Für dieses gruppeninterne Auswahlverfahren gaben die Probanden gegenüber ihrer Gruppe eine erneute Einschätzung der eigenen Leistung im vorangegangenen Test ab. Hierbei konnten sie nun ungestraft besser darstellen, um ihre Chancen zu erhöhen.
Das Ergebnis: Durch den finanziellen Anreiz neigten beide Geschlechter dazu, ihre Leistungsfähigkeit zu übertreiben, um sich gegen die Mitbewerber durchzusetzen. Die Männer stellten allerdings ihre Leistung um rund 30 Prozent besser dar, die Frauen hingegen nur um weniger als 15 Prozent. Dieser Unterschied führte den Forschern zufolge dazu, dass die weiblichen Teilnehmer bei der Wahl zu den Gruppenrepräsentanten schlechter abschnitten: Sie waren in den Führungspositionen zu rund einem Drittel unterrepräsentiert.
Einen unterdrückenden Effekt durch die Männer gab es offenbar nicht: Die Forscher fanden keine Hinweise auf gezielte Diskriminierung. Auch dass Frauen den Wettbewerb eher scheuen als Männer, konnte das Experiment nicht bestätigen: Der Anteil derjenigen Teilnehmer, die ihre eigene Leistung bewusst untertrieben, um nicht im Wettbewerb antreten zu müssen, war bei Frauen und Männern etwa gleich hoch.
„Die männliche Selbstüberschätzung ist nach unseren Beobachtungen der Hauptgrund dafür, dass Frauen trotz objektiv besserer Eignung vielfach die Führungsposition verwehrt bleibt. Darunter leidet dann der Erfolg der gesamten Gruppe“, erklärt Reuben. In der realen Arbeitswelt könne dies nur vermieden werden, wenn messbare Leistungskriterien verfügbar und für die Auswahl der Führungskräfte ausschlaggebend seien.