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Mainzer Psalter der Österreichischen Nationalbibliothek in die Liste des UNESCO-Weltdokumentenerbes aufgenommen

Zürich

Mainzer Psalter der Österreichischen Nationalbibliothek in die Liste des UNESCO-Weltdokumentenerbes aufgenommen

Mit dem Wiener Exemplar des Mainzer Psalters wurde ein seltenes Meisterwerk aus der Frühzeit des Buchdrucks in die UNESCO-Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen. Fünf weitere einzigartige Objekte der Österreichischen Nationalbibliothek sind bereits auf der Liste des kulturellen Erbes der Menschheit.

Der Mainzer Psalter stammt aus dem Jahr 1457 und dokumentiert die technisch perfekte Anwendung des Mehrfarbendrucks. Für die Entwicklung der abendländischen Buchkultur hat diese Inkunabel eine besondere Bedeutung: Sie ist das älteste Zeugnis eines Textes, das durchgehend mechanisch produziert wurde und gleichzeitig einen mehrfarbig gedruckten Buchschmuck aufweist.

Der Psalter der Österreichischen Nationalbibliothek enthält 150 Psalmen aus der Bibel, die für den liturgischen Kirchengebrauch angeordnet waren, und ist mit Zusatztexten speziell für die Mainzer Diözese ausgestattet. Diese Wiener Ausgabe des Psalters ist die einzig vollständige Edition, von der weltweit insgesamt nur 10 Exemplare in zwei Varianten existieren. Sie ist damit ungleich seltener als die Gutenbergbibel, von der insgesamt 49 Exemplare erhalten sind. Zudem enthält der Mainzer Psalter – nur in der Wiener Ausgabe – auch das erste Impressum der Buchdruckgeschichte

Johannes Gutenberg, der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern im 15. Jahrhundert, hatte für seinen Bibeldruck erste Versuche mit Rotdruck aufgegeben und sah für die farbigen Überschriften und Initialen die nachträgliche Ergänzung der Textlücken per Hand durch Buchmaler vor. Peter Schöffer, einem Mitarbeiter Gutenbergs, gelang es jedoch, gleichzeitig mit drei Farben zu drucken. Die Initialen, Zierbuchstaben und Ornamente wurden – zusammen mit den schwarzen Textseiten – in Rot und Blau in den Druck eingebaut. Durch diese neue Drucktechnik wurde ein bis zu dieser Zeit äußert komplexes Problem der Buchherstellung gelöst.

Am 14. August 1457 stellten Peter Schöffer und sein Geschäftspartner Johann Fust in ihrer Druckwerkstätte zu Mainz eine Ausgabe der Psalmentexte fertig. Dies hielten sie am Ende des Textes fest und formulierten somit das erste Impressum der Buchdruckgeschichte. Es weist auch ausdrücklich darauf hin, dass die Herstellung des gesamten Buches im Druck erfolgte und auch der Buchschmuck nicht mehr durch Buchmaler eingefügt wurde.

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Die Herstellung, das Einfärben und Zusammenfügen von Lettern und Dekorationsformen für den gleichzeitigen Druck mit drei Farben einerseits, sowie deren Neueinfärbung für den Druck der nächsten Seite andererseits, ist bis heute nicht in all ihren Schritten nachvollziehbar. Die erhaltenen Exemplare des Psalters gelten zugleich als technisch und ästhetisch einzigartiges Meisterwerk.

Bereits im frühen 16. Jahrhundert gelangte das Exemplar in den Besitz der Habsburger. Zunächst in der Burg in Innsbruck verwahrt, wurde es 1564 unter Erzherzog Ferdinand von Tirol nach Schloss Ambras gebracht. Nach Aufzeichnungen des kaiserlichen Bibliothekars Peter Lambeck wurde der Psalter 1665 von Ambras in die Hofbibliothek nach Wien – die heutige Österreichische Nationalbibliothek – gebracht und dort im 18. Jahrhundert mit einem Einband aus rotem Maroquin-Leder versehen. Nahezu unbeschnitten und als bibliophiles Sammelobjekt der Habsburger nie für den liturgischen Gebrauch verwendet, ist es nicht zuletzt dem besonders guten Erhaltungszustand zu verdanken, dass das Wiener Exemplar nun, 550 Jahre nach seiner Entstehung, in der Liste der Weltkulturdokumente Platz nehmen darf.

Quelle: Österreichische Nationalbibliothek
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