Die Forscher um Peter Turchin von der University of Connecticut in Storrs haben sich bei der Entwicklung ihrer Simulationen auf Europa, Afrika und Asien in der Zeit von 1500 v. Chr. bis 1500 n. Chr. konzentriert. Sie erfassten dafür Parameter der Lebensräume, wie beispielsweise, ob es sich um Steppenlandschaften, Grünland oder Bergland handelte und außerdem, wie die Ausgangskulturen beschaffen waren, beispielsweise inwieweit sich bereits Landwirtschaft entwickelt hatte. Diese Daten integrierten sie in mathematische Modelle, die soziokulturelle Evolution, die Ausbreitung von verschiedenen Technologien und kriegerische Auseinandersetzungen simulieren.
Krieg und seine Technologien sind die wichtigsten Faktoren
Die Modelle der Forscher spuckten nun Simulationen aus, welche die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung und Ausbreitung von Reichen zwischen 1500 v. Chr. und 1500 n. Chr. simulierten. Sie sagten mit 65 Prozent Genauigkeit voraus, wann und wo die größten komplexen Gesellschaften in der Geschichte der Menschheit entstanden sind. Die wichtigste Einflussgröße, die den Grad der Übereinstimmung zwischen Modell und Historie bestimmte, waren die Berechnungen von kriegerischen Auseinandersetzungen und die Ausbreitung von Waffen-Technologien, berichten die Wissenschaftler. Dies hatte wiederum Bezug zu landschaftlichen Gegebenheiten. So konnten beispielsweise Steppen-Völker wie die Mongolen großen Einfluss auf die Entwicklung der Geschichte nehmen. Sie überrannten benachbarte Agrar-Kulturen mit Reiter-Armeen oder Streitwagen und konnten so Großreiche entwickeln.
Video: Die Animation vergleicht die simulierte Ausbreitung von großen Gemeinwesen (links) mit der tatsächlichen historischen Entwicklung im Zeitrahmen von 1500 v. Chr. und 1500 n. Chr. Credit: Turchin P, Currie T, Turner E, Gavrilets S
Was diese Forschung so aufregend mache, sei die Möglichkeit, Geschichte nicht nur erzählen oder beschreiben zu können, sagen die Forscher: Die Modelle zeigen historische Muster auf, die auf quantitativ erfassbaren Faktoren basieren. „Die Aufklärung der Ursachen von historischen Ereignissen hilft uns, die Gegenwart besser zu verstehen. Das kann uns auch beim Blick in die Zukunft helfen“, sagt Co-Autor Sergey Gavrilets, von der University of Tennessee in Knoxville.