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Maya-Niedergang: Dürre allein war nicht genug

Geschichte|Archäologie

Maya-Niedergang: Dürre allein war nicht genug
Maniok
Maniok könnte den Maya als Nahrung in Trockenzeiten gedient haben. (Bild: Thamizhpparithi Maari)

Gängiger Annahme nach spielte vor allem das Klima eine Rolle für den Niedergang der Maya-Kultur. Zunehmende Dürren verursachten demnach Missernten und Nahrungsknappheit. Doch wie nun eine Studie aufdeckt, umfasste das Nutzpflanzenspektrum der Maya auch einige Pflanzenarten, die selbst bei Trockenheit noch wachsen konnten, darunter die nahrhaften Maniokwurzeln. Dies legt nahe, dass die Maya sich selbst bei Dürren noch versorgen konnten.

Jahrhundertelang herrschten die Maya über weite Teile Mittelamerikas. Von ihrer Macht zeugen noch heute die Überreste gewaltiger Tempelpyramiden im Regenwald von Mexiko und Guatemala. Die Ruinen der Mayastätten verraten zudem, dass diese Kultur bereits über ein ausgeklügeltes und erstaunlich fortschrittliches System des Wasserbaus verfügte. Mit ihm glichen sie die ungleichmäßigen Regenfälle und den nur wenig Wasser speichernden Untergrund ihrer Region aus.

Was verursachte den Niedergang?

Strittig ist jedoch bis heute die Frage, was den Niedergang dieser einst so blühenden Kultur verursachte. Gegen Ende des neunten Jahrhunderts begannen sich die meisten Mayastädte zu entvölkern und wurden schließlich verlassen. Die einst so machtvolle Zivilisation zerfiel. Als mögliche Ursachen dafür gelten neben inneren Konflikten vor allem Umweltfaktoren. So vertreten einige Wissenschaftler die Ansicht, dass das starke Bevölkerungswachstum der Mayastädte zu einer verstärkten Abholzung von Wäldern und einer Übernutzung von Böden führte, was wiederum den Anbau von Nahrungspflanzen beeinträchtigte.

Ein weiterer Faktor ist das Klima: Inzwischen gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass es zur Zeit des Maya-Niedergangs einen Klimawechsel und vermehrte Dürren in Mittelamerika gab. Gängigen Hypothesen zufolge führte dies zu Missernten und vermehrten Hungernöten. „Allerdings muss man dafür erst herausfinden, ob die meteorologische Trockenheit auch zu einer landwirtschaftlichen Dürre führte und damit schwer genug war, um die Nahrungsproduktion zu beeinträchtigen und zu einem Mangel zu führen“, betonen Scott Fedick und Louis Santiago von der University of California in Riverside.

Nicht alle Nutzpflanzen der Maya waren anfällig

Eng damit verknüpft ist die Frage, welche Nutzpflanzen die Maya anbauten und wie groß das Spektrum der von ihnen als Nahrung verwendeten Pflanzen war. So scheint zwar klar, dass Mais bei den Maya eine große Bedeutung als Grundnahrungsmittel hatte. Historische Quellen und die Traditionen heute noch lebender Nachfahren der Maya legen aber nahe, dass die Menschen in dieser Region auch auf andere Pflanzen auswichen: „Ethnografische Studien der von heutigen Maya bei Trockenheit oder Nahrungsknappheit genutzten Pflanzen zeigen, dass darunter viele sogenannte Hungernahrungsmittel sind, die im Wald wachsen oder angebaut werden“, erklären Fedick und Santiago. Für ihre Studie haben die Forscher daher untersucht, welche der insgesamt 497 von Maya genutzten Pflanzen auch noch bei Trockenheit wuchsen und wie nahrhaft sie waren.

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Dabei zeigte sich: Während Mais und Bohnen schon eine kurze Dürreperiode nicht gut überstehen, wären den Maya in einem solchen Fall noch mehr als 400 andere Pflanzen geblieben. Darunter so nahrhafte Gewächse wie Avocado, Süßkartoffel, Maniok, Amaranth und auch einige Nuss- und Obstarten. Wenn die Trockenperiode länger anhält und beispielsweise das gesamte Jahr hindurch zu wenig Regen fällt, würden noch 108 Pflanzenarten übrigbleiben, denen diese Dürre wenig anhaben könnte. „Verglichen mit einem Jahr normalen Niederschlags repräsentiert dies einen Rückgang der essbaren Pflanzenteile um 69 Prozent und der verfügbaren Spezies um 78 Prozent“, berichten die Wissenschaftler.

Maniok und Co als Dürre-Nahrung

Allerdings: „Selbst in der extremsten Dürresituation – einem Fall, von dessen Vorkommen in der Mayazeit wir bislang keine Belege haben – würden den Maya noch immer 59 Pflanzenarten erhalten bleiben“, sagt Santiago. Diese Spezies würden selbst eine schwere mehrjährige Trockenheit überstehen. Unter dieser dann noch verfügbaren Pflanzennahrung wären Palmherzen und Kakteen, aber auch 29 verschiedene Wurzeln und Knollen. „Unter den Wurzelpflanzen mit hoher Trockenresistenz sticht vor allem der Maniok heraus“, sagen die Forscher. Denn deren Wurzeln haben eine hohe Kaloriendichte und man weiß, dass auch die Maya diese Spezies intensiv kultiviert haben.

Nach Ansicht von Fedick und Santiago könnten wiederholte Dürren demnach zwar die Landwirtschaft der Maya durchaus beeinträchtigt haben. Hunger leiden mussten die Menschen damals aber deshalb wohl nicht. „Die übermäßig vereinfachte Erklärung, nach der Dürren zu einem kompletten Kollaps der Landwirtschaft führten, ist daher wahrscheinlich falsch“, sagt Fedick. „Denn unsere Analyse legt nahe, dass den Maya selbst in Zeiten der Dürre eine große Vielfalt an alternativen Nahrungspflanzen zur Verfügung stand.“ Das schließt zwar nicht aus, dass gerade mehrjährige Trockenphasen zu Engpässen in der Versorgung der bevölkerungsreichen Mayametropolen geführt haben. Dennoch müsse man sich hüten, von meteorologischen Dürren automatisch auf Hungernöte zu schließen.

Quelle: University of California Riverside; Fachartikel: Proceedings of the National Academy of Sciences, doi: 10.1073/pnas.2115657118)

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