Wohl kaum eine Region in Deutschland ist so stark durch Zuwanderung geprägt wie das Ruhrgebiet. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte es sich von einer ländlich geprägten Zone zum Industriegebiet. Schon bald suchten hier nicht nur Menschen aus Westfalen, dem Rheinland oder Hessen Arbeit, sondern auch aus Irland, Belgien, Frankreich und Italien, aus Schlesien, Posen und Masuren.
Ein „Rundweg“ im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum erinnert jetzt dauerhaft anhand lokaler und biographischer Beispiele an die Schicksale der Zuwanderer. Nicht nur die freiwillige Arbeitsmigration wird dargestellt, sondern auch die erzwungene der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter während der NS-Zeit, die unter oft menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten mussten. Mehr als 600 000 Flüchtlinge kamen dann nach Kriegsende ins Revier und trugen maßgeblich zu Wiederaufbau und Wirtschaftswunder bei. Doch auch diese Arbeitskräfte reichten nicht: Dem Aufruf der Bundesregierung folgten seit 1955 Zehntausende „Gastarbeiter“ aus Italien, Spanien, Griechenland und vor allem der Türkei. In den 1980er und 1990er Jahren kamen schließlich polnische und russische Spätaussiedler hinzu. Heute leben Menschen aus 170 Nationen im Ruhrgebiet.