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Micky Maus am Glauberg

Geschichte|Archäologie

Micky Maus am Glauberg
Die Archäologen jubelten „Jahrhundertfund“: Am Fuße des hessischen Glaubergs kam die Sandsteinfigur eines keltischen Fürsten aus dem fünften Jahrhundert vor Christus ans Licht. Die Stele mit ihrem Kopfschmuck, der fatal an überdimensionale Ohren erinnert, ist in dieser Form einmalig.

Freigelegt wurde sie am Rande eines Grab-Areals, das sich zu einem Keltenzentrum auswächst: Der fürstliche Grabhügel – 1994 entdeckt – umfaßte einst einen Hügel mit fast 50 Meter Durchmesser, einen Kreisgraben (10 Meter breit, 3 Meter tief) und eine 350 Meter lange und 10 Meter breite Prozessionsstraße.

Das Grabmal selbst wurde als Ganzes in die Museumswerkstätten geschafft und wird seitdem millimeterweise „ausgegraben“. Die dabei zutage kommenden Grabbeigaben sind vom Feinsten, mit deutlichen Anleihen bei griechischen und etruskisch-italischen Künstler, sie weisen den Beerdigten als hochstehende Persönlichkeit aus.

Die Stele scheint ein Abbild des dort begrabenen Fürsten zu sein. Sie ist vollplastisch gearbeitet, bis auf die abgebrochenen Füße unbeschädigt, wiegt 230 Kilogramm und mißt 1,86 Meter. Bekleidet ist der steinerne Fürst mit einem griechisch-neumodischen Schuppenpanzer und bewaffnet mit Schwert und Schild. Sein befremdlicher Kopfschmuck entspricht einer Blätterkrone, die ansonsten keltischen Götterdarstellungen vorbehalten war.

Der Keltenfürst vom Glauberg ist, zusammen mit der Gesamtanlage, ein weiterer Mosaikstein für die Geschichte der uns immer noch fremden Kelten, die für rund ein Jahrtausend in Mitteleuropa präsent waren. Von weitgehend unbekannter Herkunft, zogen sie mordend und plündernd bis zum griechischen Heiligtum Delphi, nach Kleinasien, bis vor die Tore Roms, nach Frankreich und Spanien, schließlich auch nach Britannien und Irland, wo sie sich am längsten als eigenständige Kultur halten konnten.

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Neben dem finsteren Gemälde als Barbaren gibt es noch ein ganz anderes: Die Kelten kultivierten Feldbau und Kunst, vor allem ihre Goldarbeiten erregten damals Bewunderung und todbringenden Neid. Sie hatten eine arbeitsteilige und hierarchisch aufgebaute Gesellschaft, bauten veritable Städte (Oppidum) und verfügten über ein ausgebautes Fernhandelsnetz. Damit besaßen sie alles Nötige für eine Staatenbildung – wenn nicht die siegreichen Römer gewesen wären.

Heute leben die Kelten hauptsächlich in esoterischen Druiden-Kulten weiter, in gallischer Nationalfindung und putzigen Comics – und eben in der Archäologie. Das Museum des Keltenfürsten vom Hochdorf in Baden-Württemberg, jüngst gefundene alte Keltensiedlungen in Wales und frühkeltische Statuen in der Bretagne, die Arbeiten am Glauberg und andere Funde signalisieren: Die Kelten kommen! Ein weiterer Höhepunkt 1996: das bdw-Highlight 12/96 „Der Mythos vom Heiligen Land“.

Michael Zick
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