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Migranten-Geschichten Roms auf der Spur

Geschichte|Archäologie

Migranten-Geschichten Roms auf der Spur
Dieser Schädel stammt von einem 35 bis 50 Jahre alten Mann, der den Analysen zufolge wohl aus der Alpenregion nach Rom gekommen war. (Kristina Killgrove)

Alle Wege führen nach Rom, heißt es. Diese Redewendung scheint sich in einer aktuellen Studie widerzuspiegeln: In der Antike strömten Menschen aus allen Teilen des Imperiums in die Metropole, belegen Isotopenanalysen von 2000 Jahre alten Skeletten aus römischen Friedhöfen. Zwei Forscherinnen konnten belegen, dass einige der Menschen ursprünglich wohl aus der Alpenregion beziehungsweise aus Nordafrika nach Rom gekommen waren. Unter ihnen waren offenbar auch Kinder.

Ein Magnet im Zentrum eines gigantischen Weltreiches: Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung beherbergte das kaiserliche Rom Schätzungen zufolge über eine Million Menschen. Dies war nicht nur das Resultat des eigenen Bevölkerungswachstums, wie aus Überlieferungen hervorgeht. Die Hauptstadt war Anziehungspunkt für Menschen aus dem gesamten Imperium sowie das Ziel von „Lieferungen menschlicher Ware“: Sklaven bildeten vermutlich zeitweise bis zu 40 Prozent der Bevölkerung der Stadt. Viele von ihnen waren zwar in Rom geboren, doch es gab auch ständig Nachschub aus fernen Regionen.

Aus diesen geschichtlichen Zusammenhänge geht der multikulturelle und von Immigration geprägte Charakter Roms bereits deutlich hervor, doch Kristina Killgrove von der University of West Florida und Janet Montgomery von der Durham University wollten die historischen Belege nun erstmals auch durch analytische Ergebnisse vervollständigen. Sie untersuchten dazu die Überreste von 105 Menschen, die vom ersten bis zum dritten Jahrhundert n. Chr. auf zwei römischen Friedhöfen begraben worden waren. Sie führten an den Gebeinen sogenannte Isotopenanalysen durch, die Rückschlüsse auf die Ernährungsweise von Menschen und über ihre Herkunft ermöglichen.

Migrationshintergrund zeichnet sich ab

Die Ergebnisse der Forscherinnen legten bei acht der untersuchten Menschen nahe, dass es sich um Migranten gehandelt hat: Die Muster der Isotopenverhältnisse in ihren Überresten passen nicht zu denen von Menschen, die aus Rom stammten. Vergleiche mit anderen bekannten Isotopenprofilen legen nahe, dass sie aus der Alpenregion beziehungsweise aus Nordafrika in die Hauptstadt gekommen waren. Es waren auch zwei Jugendliche beziehungsweise Kinder unter ihnen, die vermutlich schon früh in ihrem Leben die Reise nach Rom angetreten hatten.

In den Isotopenprofilen zeichnete sich den Forscherinnen zufolge außerdem ab, wie sich die Ernährungsweise der Menschen nach der Ankunft in Rom verändert hatte: Hier war ihre Nahrung offenbar von Weizen, Hülsenfrüchte, Fleisch und Fisch geprägt. Ob die Umstände der Zuwanderung der untersuchten Menschen freiwillig oder unfreiwillig waren, können die Forscherinnen anhand ihrer Daten nicht feststellen. Die Begräbnisorte legen aber nahe, dass es sich wahrscheinlich um Angehörige der armen Bevölkerung beziehungsweise um Sklaven gehandelt hat.

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Killgrove und Montgomery betonen, dass Ihre Ergebnisse nun die ersten auf Analysen basierenden Hinweise auf Migrationsgeschichten von Menschen im kaiserlichen Rom repräsentieren. Die Forscherinnen sehen nun noch großes Forschungspotenzial: Weitere Isotopenanalysen und auch genetische Untersuchungen sollten ihnen zufolge jetzt noch mehr Licht in die Lebensgeschichten der Menschen bringen, die einst die antike Millionenmetropole bevölkerten.

Quelle: PLOS
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