Die Erfindung des Wurfspeers vor rund einer Million Jahren und die Entwicklung von Jagdstrategien aus dem Hinterhalt veränderten jedoch die Machtbilanz, erklärt Kelly. Eine große Gruppe garantierte nicht mehr den Sieg. Vielmehr kam es bei gewalttätigen Begegnungen darauf an, wer wen zuerst entdeckte. Diese Entwicklungen erzwangen auch Veränderungen in den sozialen Wechselbeziehungen: Da Aggression nicht mehr länger einen Gewinn an Territorium garantierte, begannen benachbarte Gruppen, Strategien zur Vermeidung von Konflikten anzuwenden. Zudem jagten sie gemeinsam und lernten, ihre Beute zu teilen. Das Vermeiden von Konflikten jedoch hatte zur Folge, dass die Gruppen voneinander wegziehen mussten, um den Wettbewerb bei der Nahrungssuche möglichst gering zu halten. Dies gab wiederum der Migration einen Vorschub: Der Mensch wanderte nach Europa und Asien aus.
Diese von Frieden geprägte Zeit dauerte bis vor ungefähr 14.000 Jahren. Damals begann der Mensch sich niederzulassen und eine geordnete Gesellschaft zu bilden. Diese beinhaltete auch den Fortschritt der militärischen Organisation. Es kam wieder vermehrt zu Gewaltakten zwischen den Gruppen, die fortan jedoch in Kriegen endeten.
Raymond Kelly (Universität von Michigan, Ann Arbor): PNAS (Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1073/pnas.0505955102)