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Mittelalterlicher Bergwerksstollen entdeckt

Oberharz

Mittelalterlicher Bergwerksstollen entdeckt
Bergwerksstollen
Wissenschaftler im neu entdeckten Johannesstollen. (Bild: Eike Bruns/ LBEG)

Im Oberharzer Bergbaugebiet sind Arbeiter bei Sanierungsarbeiten eines alten Schachts auf einen gut erhaltenen mittelalterlichen Wasserlösungsstollen gestoßen. Er diente einst der Ableitung von Grubenwasser und wurde wahrscheinlich schon im 16. Jahrhundert angelegt – möglicherweise sogar noch früher. Weil der Stollen jahrhundertelang mit Sediment zugesetzt war, sind in ihm viele Spuren alter Bergwerkstätigkeiten erhalten.

Der Oberharz war schon im Mittelalter ein bedeutendes Bergbaugebiet. Die reichen Vorkommen an Silber, Kupfer, Blei und Eisen wurden ab dem 13. Jahrhundert in großem Stil abgebaut. Um an das Erz zu gelangen, trieb man senkrechte Schächte in den Untergrund und nutzte von Wasserrädern angetriebene Kolbenpumpen zum Entwässern der Schächte und Stollen. Leicht schräg verlaufende Wasserlösungsstollen dienten zudem dazu, das Grubenwasser aus den tiefer im Berg liegenden Bergwerksbereichen ablaufen zu lassen.

Zufallsfund bei Sanierungsarbeiten

Einen dieser mittelalterlichen Wasserlösungsstollen haben nun Arbeiter bei der Sanierung eines Schachts am Brauhausberg in Clausthal-Zellerfeld entdeckt. Anstoß der Sanierungsarbeiten war eine Bodenabsenkung nach einer Periode mit starkem Regen und Tauwetter im Januar 2019. Es bildete sich eine circa 50 Zentimeter tiefe und rund vier Meter breite Mulde in einer über dem alten Bergwerksbereich liegenden Straße, weil die Decke des Schachts „Silberkrone“ nachgegeben hatte. Dieser bereits bekannte Schacht wurde von etwa 1660 bis 1760 betrieben und hat eine Tiefe von rund 46 Metern, wie das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) mitteilt.

Um weitere Einbrüche zu verhindern, wurden Sicherungsmaßnahmen am Schacht Silberkrone begonnen, in deren Rahmen der alte Bergwerksschacht freigelegt und abgestützt wird. Dabei sind nun die Arbeiter in rund 20 Metern Tiefe auf einen alten Wasserlösungsstollen gestoßen, den sogenannten Johannesstollen. „Das war zwar nicht völlig unerwartet, aber dass er noch in so einem guten Zustand ist, ist eine tolle Entdeckung“, sagt Thomas Finkeldey vom LBEG. In den teils jahrhundertealten Unterlagen aus dem Bergwerksarchiv wird dieser Stollen zwar erwähnt, die vorhandenen Pläne sind aber sehr lückenhaft.

Einblicke in die Arbeit der mittelalterlichen Bergleute

Nach Schätzungen der Archäologen stammt der Stollen mindestens aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vielleicht ist er noch viel älter. Das Besondere ist sein nahezu originalgetreuer Erhaltungszustand. „Sein Aussehen und die Spuren, die wir hier entdecken, geben uns Aufschluss über sein Alter und wie seinerzeit die Bergleute gearbeitet haben“, erklärt Katharina Malek von der Arbeitsstelle Montanarchäologie des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege. So ist beispielsweise das Tretwerk aus Holz gut erhalten, man sieht aber auch noch die Löcher von den Balken der Arbeitsbühnen.

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„Aus wissenschaftlicher Sicht bietet sich hier eine einmalige Gelegenheit, den durch die komplette Verfüllung seit Jahrhunderten unveränderten Stollen mit den historischen Arbeitsspuren zu untersuchen“, sagt Malek. Sie und ihr Team hoffen, dadurch mehr über die Geschichte des Stollens und den Bergbau im Oberharz zu erfahren. Die Dokumentation der Funde und der Stollenstruktur wird mithilfe modernsten technischer Verfahren durchgeführt. Dafür erstellen die Wissenschaftler tausende Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven und rechnen daraus mithilfe eines Algorithmus ein hochauflösendes 3D-Modell des Schachts Silberkrone und des Johannesstollens. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, sollen Schacht und Stollen wieder verfüllt und so dauerhaft vor dem Verfall bewahrt werden.


(Video: Geochannel LBEG)

Quelle: Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG)

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