Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Moderne Forschungsmethoden entschlüsseln Geheimnisse Karls des Großen

Der "Heidelberger Katechismus"

Moderne Forschungsmethoden entschlüsseln Geheimnisse Karls des Großen

Bereits zu Lebzeiten galt Karl der Große als herausragende Herrscherfigur. Höchstwahrscheinlich rührt daher sein Beiname. Allerdings berichten Quellen auch von seiner imposanten körperlichen Erscheinung. So hat die Körpergröße Kaiser Karls des Großen seit jeher für Spekulationen gesorgt. Ein internationales Forscherteam um den Schweizer Paläopathologen Dr. Frank J. Rühli ging nun mit modernsten Methoden der Frage nach, wie groß der Karolinger war. Rühli und seine Kollegen analysierten 2009 den linken Schienbeinknochen aus dem Karlsschrein im Aachener Dom paläopathologisch (die Paläopathologie beschäftigt sich mit den sterblichen Überresten von vor langer Zeit verstorbenen). Sie vermaßen den Knochen und unterzogen ihn einer Röntgenbestrahlung und Computertomografie.

Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Wissenschaftler im medizinischen Fachblatt „Economics & Human Biology“ veröffentlicht: Karl der Große war demnach mit 1,84 Metern für seine Zeit sehr groß. Das untersuchte Schienbein war 43 Zentimeter lang und gesund, jedoch nicht sonderlich robust. Daraus schließen die Forscher auf eine große, aber schlanke Statur des Karolingers. Mit seiner Körpergröße war der Kaiser zu seiner Zeit tatsächlich von außergewöhnlicher Gestalt: der Durchschnittszeitgenosse maß lediglich 1,69 Meter. Auf gegenwärtige Maßstäbe umgerechnet, wäre Karl der Große ein 1,95-Meter-Hüne.

Die untersuchten Gebeine aus dem Karlsschrein werden allgemein dem ersten karolingischen Kaiser zugeschrieben. Ob diese Zuordnung zutreffend ist, steht allerdings nicht hundertprozentig fest. Karl der Große verstarb am 28. Januar 814 in Aachen. Dort wurde er umgehend in der Marienkirche (der heutigen Domkirche) beigesetzt. Davon berichtet der fränkische Gelehrte Einhard, ein Zeitgenosse Karls des Großen, in seiner Biografie „Vita Karoli Magni“. Das von ihm beschriebene Grab existiert allerdings nicht mehr. Die Ruhestätte des Kaisers wurde während der Normanneneinfälle des späten 9. Jahrhunderts aus Furcht vor Verwüstung und Plünderung unkenntlich gemacht.

Das Grab geriet zunächst in Vergessenheit. In den folgenden Jahrhunderten ließen Karls ottonische und salische Nachfolger den Sarkophag suchen und wiederholt öffnen. Die im Grab gefundenen sterblichen Überreste wurden aus dem ursprünglichen antiken Marmorsarkophag entnommen und kamen zunächst in eine Holzlade. Im Jahr 1215 ließ der Stauferkaiser Friedrich II. von Aachener Goldschmieden den prächtigen Karlsschrein anfertigen und die Gebeine Karls in diesen umbetten. Auch der Schrein wurde mehrmals geöffnet, um Karlsreliquien zu entnehmen.

Aufgrund dieser bewegten Geschichte blieb unklar, ob die Überreste wirklich von Karl dem Großen stammen. Den ersten Versuch einer Antwort unternahm 1874 der Anthropologe Hermann Schaaffhausen. Er bestätigte, dass es sich bei dem Bestatteten um Karl den Großen handelte und berechnete dessen Größe auf 2,04 Meter. Zumindest letzteres haben die neueren Forschungen mit modernen Methoden widerlegt.

Anzeige

Der Frage nach der korrekten Zuordnung der Gebeine gingen zuletzt der Archäologe Wilfried Koch und der Biologe Joachim Schleifring bei der Restaurierung des Karlsschreins im Jahr 1988 nach. Ihrer Untersuchung zufolge stammen die Knochen aus dem Schrein alle von derselben Person, die männlich und zum Todeszeitpunkt zwischen 50 und 70 Jahre alt war. Die neuesten Forschungen bestätigen nun zusätzlich, dass der Bestattete von großer Statur war – alles Merkmale, die auf Karl den Großen zutrafen. Letztlich kamen Koch und Schleifring zu dem Schluss: „Es ergibt sich kein Hinweis für die Vermutung, dass dies nicht die Gebeine Karls des Großen sind.“

Quelle: Jan Müller
Anzeige
DAMALS | Aktuelles Heft
Bildband DAMALS Galerie
Der Podcast zur Geschichte

Geschichten von Alexander dem Großen bis ins 21. Jahrhundert. 2x im Monat reden zwei Historiker über ein Thema aus der Geschichte. In Kooperation mit DAMALS - Das Magazin für Geschichte.
Hören Sie hier die aktuelle Episode:
 
Anzeige
Wissenschaftslexikon

re|zi|ta|ti|visch  〈[–v–] Adj.; Mus.〉 in der Art eines Rezitativs

Ke|to|se  〈f. 19; Chem.〉 einfacher Zucker mit einer = C = O–Gruppe in der Art der Ketone, z. B. Fruchtzucker

aufge|hen  〈V. i. 145; ist〉 1 sich öffnen (Fenster, Geschwür, Knopf, Knospe, Tür) 2 keimen (Saat) … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige