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Mumien mit Herzschmerz

Geschichte|Archäologie

Mumien mit Herzschmerz
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Die männliche Mumie ist 3.000 Jahre alt und zeigt im CT Arterienverkalkung. Foto: Michael Miyamoto/UC San Diego
Schon die Menschen im alten Ägypten litten unter gefährlichen Ablagerungen in den Schlagadern: Ein Forscherteam hat jetzt bei der Untersuchung von 20 Mumien im Ägyptischen Museum von Kairo bei sechs der bis zu 3.500 Jahre alten Patienten Arteriosklerose und Defekte im Herzgewebe diagnostiziert. Um die konservierten Leichen nicht zu beschädigen, wurden sie mit einem Computertomografen geröntgt. Die hoch aufgelösten dreidimensionalen Bilder zeigen Ablagerungen aus Cholesterol und Fetten, bei über 45-jährigen Altägyptern sind zudem Verkalkungen erkennbar. Die Studie belegt nach Ansicht der einbezogenen Mediziner, dass Arteriosklerose keine moderne Zivilisationskrankheit ist.

An den Folgen der Arteriosklerose sterben heute die meisten Menschen in den westlichen Industrienationen. Doch offensichtlich kam auch die Bevölkerung in der Antike durch Folgeerscheinungen der Krankheit wie Thrombosen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle ums Leben, wie das Team aus Bildverarbeitungsexperten, Ägyptologen und Konservatoren nun bei der Mumien-Untersuchung festgestellt hat. Für die Erhebung wurden 20 Mumien aus dem Ägyptischen Museum in Kairo ausgesucht, die aus dem Zeitraum 1981 vor Christus bis 364 nach Christus stammen und die zu Lebzeiten der Oberschicht angehört hatten.

Die konservierten Menschen mussten für die Untersuchung nicht aus ihren Binden gewickelt werden: Sie wurden mit einem Computertomografen (CT) durchleuchtet, der simultan sechs Schichtaufnahmen liefert. Diese rechnet ein Computer zu einem Volumenbild mit einer Auflösung von 0,33 Millimeter um. Für einen Scan vom Scheitel bis zur Sohle arbeitet ein CT eine halbe Stunde lang und liefert dann 20.000 Aufnahmen.

Die Wissenschaftler fanden bei immerhin 13 Mumien noch Blut-und Herzgefäße, bei vier der konservierten Menschen war sogar das gesamte Herz vorhanden. In sechs Fällen wurde Arteriosklerose festgestellt, also Ablagerungen von Cholesterin, Fettsäuren, Kalk und anderer Substanzen sowie Bindegewebewucherungen. Wie heute auch quälten sich vor allem die Älteren mit den Folgen von Verkalkungen, wobei keine geschlechtsspezifischen Unterschiede ausgemacht wurden. Fazit der Wissenschaftler: Herzerkrankungen waren auch vor 3.000 Jahren durchaus eine Volkskrankheit.

Randall C. Thompson (Mid America Heart Institute, Kansas City) et al.: Vortrag auf der Scientific Session 2009 der American Heart Association und JAMA , Band 302, Nr. 19, S. 2091 ddp/wissenschaft.de ? Rochus Rademacher
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