Hinweise darauf gab es zwar schon früher – aber jetzt haben Forscher das Vorurteil endgültig widerlegt, der Neandertaler habe sich fast nur von Fleisch ernährt und daher einen sehr spartanischen Küchenzettel gehabt. Einige Experten hatten in Untersuchungen sogar gemutmaßt, die einseitige Ernährung sei einer der Gründe für das Aussterben dieser Steinzeitmenschen vor 30 000 bis 35 000 Jahren gewesen. Doch daran lag es wohl nicht, haben jetzt Wissenschaftler um Luca Fiorenza vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt am Main bewiesen.
Für ihre Studie haben die Forscher Zähne von Neandertaler-Funden aus verschiedenen Regionen genau untersucht. Denn in Abhängigkeit davon, was man isst, verändern sich die Mikrostrukturen auf den Kauflächen im Laufe des Lebens auf charakteristische Weise. Die Ernährungsgewohnheiten eines Individuums lassen sich dadurch gut erkennen. Wie die Untersuchungen zeigten, verzehrten die Neandertaler zwar viel Fleisch, auf ihrem Speiseplan stand aber, je nach regionalem Angebot, auch häufig pflanzliche Nahrung. Mit anderen Worten: Sie verspeisten alles, was ihr Lebensraum an Essbarem zu bieten hatte.
„Das Nahrungsangebot“, kommentiert Fiorenza die Ergebnisse seines Teams, „hing also von den öko-geographischen Gegebenheiten ab. Das widerlegt die Auffassung von einer artspezifischen Nahrungsstrategie und korrigiert das Bild vom ausschließlich Fleisch verzehrenden Neandertaler.“