Heute ist Frankfurt vor allem für seine Bankentürme, den Römer und die Buchmesse bekannt. Im späten Mittelalter wurde den Einwohnern und Besuchern der Stadt eine Attraktion ganz anderer Art geboten: Ähnlich wie in Oberammergau wurde rund alle sieben Jahre die Leidensgeschichte Christi unter freiem Himmel aufgeführt. Ein Spektakel, das öffentliches Theaterstück und religiöses Ereignis zugleich war. Mit einer von Studierenden der Goethe-Universität entwickelten App, kann man sich, pünktlich zur Karwoche, auf die Spuren der spätmittelalterlichen Frankfurter Passionsfrömmigkeit begeben.
Die App, die nun kostenlos in allen gängigen App Stores heruntergeladen werden kann (Stichworte: Frankfurt; Mittelalter; Passionsspiel), erzählt an zwölf Stationen Geschichten von Gewalt, Verrat und Hinrichtung, aber auch von Tanz, Prozessionen und Wundertaten. Die mittelalterliche Spurensuche beginnt am Römerberg im Jahr 1492 und endet am ehemaligen Galgentor, das heute mitten im Bankenviertel liegt.
Der Text der Passionsspiele wurde seinerzeit von dem Frankfurter Gerichtsschreiber Johannes Kremer aufgezeichnet, der auch die Passionsaufführung auf dem Römerberg 1492 geleitet hatte. Zahlreiche Kunstdenkmäler und historische Stätten zeugen noch heute von der vormodernen Spieltradition und den Aufführungen, an denen sich die ganze Stadt beteiligte. Dazu gehören die Kreuzigungsgruppe von Hans Backoffen im Frankfurter Dom, die Wandbilder von Jörg Ratgeb im ehemaligen Karmeliterkloster, der für die Dominikanerkirche entworfene Altar Hans Holbeins d. Ä. im Städel, die Alte Brücke mit dem goldenen „Briggegiggel“ und das Museum Judengasse.