Wenig ist bislang bekannt über die Etrusker, die noch vor den Römern eine Hochkultur in Italien hatten. Sie lebten in losen Städteverbänden verstreut vom Po im Norden bis Campanien im Süden. Im 4. Jahrhundert vor Christus besiegten die Römer die Etrusker, die keinerlei schriftliche Zeugnisse ihrer Kultur hinterließen. Keiner weiß bis heute woher sie kamen und auch von ihrer nicht Indoeuropäischen Sprache bleiben nur winzige Spuren erhalten. Bislang gaben lediglich die reich verzierten Gräber einen kleinen Einblick in die Welt der Etrusker.
Die neuentdeckte Stadt, so glauben die Archäologen, kann einige noch offene Fragen beantworten. Das Rätsel um eine im 18. Jahrhundert in der Nähe der Stadt entdeckte Votivstatuette (kleines Figürchen, das man als Weihgabe für die Götter an Heiligtümern opfert) konnte bereits gelöst werden. „Was erst wie ein isolierter Fund aussah, weist jetzt darauf hin, dass ein Heiligtum in der Nähe der Stadt da gewesen sein muss“, sagt Gabriella Poggesi, die für das Projekt verantwortliche Archäologin.
Ähnlich der etruskischen Kolonie von Marzabotto, nahe Bologna, war die Stadt rechteckig angelegt und die Häuser entlang der Haupthandelsroute gebaut. „Die Etrusker nahmen die moderne Eisenbahnlinie vorweg, die nur wenige Meter von der Stadt entfernt verläuft“, scherzt Angelo Bottini, der Archäologiebeauftragte der Toskana. Alle Häuser hatten steinerne Grundmauern, während die Mauern selbst, möglicherweise aus sonnengetrockneten Ziegeln, den hölzernen Aufbau der Dächer trugen.
Das Team um Poggesi fand auch Hinweise auf Spinnerei. Das ist umso erstaunlicher, als Prato noch heute für seine Textilindustrie berühmt ist. Die Etrusker begründeten also vor nicht weniger als 2500 Jahren diese Tradition.
Birgit Stöcklhuber und Discovering.com News