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Neuer Glanz in alten Formen

Aufstieg der Städte

Neuer Glanz in alten Formen
Service Fatima, 1963. Entwurf: Hildegund Sell, 1962, Dekor: Fritz Pollack Porzellanmanufaktur Reichenbach GmbH. Fatima markierte einen Wendepunkt in der Firmengeschichte. Die orientalisch anmutenden Gefäßformen wandten sich direkt an den so wichtigen Expo

Schon um 1800 war Thüringen das führende europäische Pproduktionszentrum für Porzellan: Vielfältiges Geschirr, Gebrauchs- und Luxusartikel für fast jeden Geschmack und Geldbeutel; um 1880 kamen (elektro)technische Sortimente von Weltrang hinzu. Thüringer Porzellan blieb über viele Jahrzehnte ein gefragter Exportartikel.

Grund genug für das Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt und die Thüringer Porzellanmanufaktur Reichenbach GmbH, zum Abschluss des landesweiten kulturellen Themenjahres 250 Jahre Porzellan aus Thüringen eine besondere Ausstellung mit dem Designer Gerd Sommerlade zu veranstalten, der bekannt ist für unkonventionelle Brückenschläge zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Die Geschichte des Reichenbacher Porzellans beginnt um 1830, als sich Einwohner auf der Suche nach Verdienstmöglichkeiten der Porzellanmalerei und dem Porzellanhandel zuwenden. Gut zwei Generationen später wagten einige den Schritt zur gemeinsamen Fabrikgründung. 1918 erwarb Anna Christine Carstens das Reichenbacher Porzellanwerk Schwabe & Co. Sie handelte im Auftrag der Carstens-Gruppe mit Sitz in Elmshorn, die zu den bedeutendsten Steingutherstellern in Deutschland gehörte. Mit dem Kauf weiterer Werke in Blankenhain (Thüringen) und Sporau (Schlesien) baute die Familie ihr Porzellanimperium aus.

Ende der 1920er Jahre waren die Folgen der Weltwirtschaftskrise weitgehend überwunden. Zum technischen und innovativen Zentrum entwickelte sich Sporau, wovon vor allem Reichenbach profitierte. Für das avantgardistischen Design zeichnete der namhafte Keramikgestalter Artur Hennig verantwortlich. Nach Zerstörung des Sorauer Werkes im Februar 1945 siedelten Mitarbeiter aus der nunmehr polnischen Stadt nach Blankenhain und Reichenbach um. Die Firmeninhaber galten, weil 1944 die Produktion erzwungenermaßen auf Rüstungsproduktion umgestellt worden war, als Kriegsverbrecher. Sie kehrten deshalb nach Elmshorn zurück. Die Thüringer Geschäftsführung wurde Dr. Werner Fuchs übertragen. Produktion und Absatz tendierten gegen Null. 1948 wurde der Betrieb der Vereinigung Volkseigener Betriebe (Z) Keramik zugeschlagen, was einer faktischen Enteignung gleichkam.

Zwischen 1953 und 1977 leitete Rudolf Zimmermann den nun volkseigenen Betrieb. Gemeinsam mit dem langjährigen Firmenmitarbeiter und begabten Porzellanmaler Friedrich (Fritz) Pollack und dem „Hausdesigner“ Alfred Heidelberger knüpfte er erfolgreich an bewährte Vorkriegstraditionen an. Aufbauend auf der Formen- und Dekorsprache des Carstens-Porzellans entstanden Produkte höchster Qualität. Der Betrieb entwickelt sich zu einem der wichtigsten Porzellanexporteure der DDR mit speziellen Sortimenten. 1969 wurde Reichenbach dem Kombinat Vereinigte Porzellanwerke Kahla zugeordnet. Trotz umfangreicher Investitionen in Bauten, Maschinen und Einrichtungen blieben die Bedingungen schwierig. Dennoch waren die Angestellten privilegiert: Sie hatten Zugang zu für „Normalbürger“ kaum erhältlicher Ware, die sich im „DDR-Tausch-System“ gut einsetzen ließ!

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Nach 1989 erlebte Reichenbach viele Höhen und Tiefen. Mit tradierter Handwerkskunst sowie überkommenem Formeninventar in unkonventioneller Interpretation verstand man es jedoch, sich neue Wege zu ebnen – und ist, als eine von wenigen Firmen der Branche, damit weltweit erfolgreich! Möglich geworden ist das – neben qualifizierten Mitarbeitern und einem gutbestückten Firmenarchiv – vor allem durch die Zusammenarbeit mit Paola Navone, einer Designerin von Weltruf, und Gerd Sommerlade, der als Kreativdirektor in Reichenbach wirkt und mittlerweile zur ersten Liga der europäischen Porzellan-Designer gehört. Aktuelles Markenzeichen der Porzellanmanufaktur Reichenbach GmbH ist Exklusivität in Sachen Geschirr, Geschenkartikel und Wohnaccessoires.

Quelle: Dr. Andrea Steiner-Sohn
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Wissenschaftslexikon

Frucht|wech|sel|wirt|schaft  〈[–ks–] f. 20; unz.; Landw.〉 Bodennutzungssystem im Ackerbau, das durch regelmäßigen Wechsel zw. Blatt– u. Halmfrucht von Jahr zu Jahr gekennzeichnet ist

♦ Ko|pro|sta|se  auch:  Ko|pros|ta|se  〈f. 19; Med.〉 Kotstauung … mehr

ge|schmacks|si|cher  〈Adj.〉 eine sichere Urteilsfähigkeit in Fragen der Ästhetik u. des Anstandes besitzend, stets den richtigen Geschmack treffend, geschmackvoll ● sie ist ~ in puncto Mode und Stil

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