Erfurt besaß einst eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden des Reichs – bis zum 21. März 1349, dem Tag des großen Pest-Pogroms. Etwa 900 Juden verloren bei den Ausschreitungen ihr Leben. Mancher versuchte zuvor, seine Besitz‧tümer in Sicherheit zu bringen: Archäologen fanden einen Schatz aus Münzen, Silberbarren, emaillierten Gefäßen und fein gearbeitetem Schmuck, den wohl ein reicher jüdischer Kaufmann vergraben hatte.
Einen neuen Ort für die Erinnerung an das einst blühende jüdische Leben hat Erfurt jetzt zu bieten: Im Oktober 2009 wurde das Museum Alte Synagoge Erfurt (Waagegasse) eröffnet.
Das wichtigste Exponat ist der Synagogenbau selbst. Noch vor 20 Jahren ahnte kaum jemand etwas von seiner Existenz; die Synagoge wurde nach dem Pogrom mehrfach überbaut. Heute kann man vier Bauphasen nachweisen: Um 1100 datiert der erste Bauabschnitt, die Baureste aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts verweisen mit ihren Verkohlungen an den Balken wohl auf ein Pogrom des Jahres 1266, bei dem die Synagoge in Brand gesteckt wurde. Der Neubau um 1270 ist in wesentlichen Teilen erhalten, hinzu kommt eine Erweiterung im 14. Jahrhundert.
Im neuen Museum wird die Geschichte des Gebäudes dokumentiert, dazu werden der wertvolle Schatzfund und hebräische Handschriften präsentiert. Modelle zeigen das ehemalige jüdische Viertel. Die Kopie eines im Erfurter Dom befindlichen romanischen Schabbatleuchters aus dem Jahr 1240 wurde kürzlich dem Museum als Zeichen christlich-jüdischer Verbundenheit überreicht.