In den 1990er Jahren hatten Radiokarbondatierungen von Rattenknochen, die von der neuseeländischen Südinsel stammten, auf eine Besiedlungszeit um 200 vor Christus hingedeutet. Wilmshurst und ihre Kollegen untersuchten diese Knochen nun erneut und konnten die Ergebnisse nicht bestätigen. Die Forscher gehen daher von Fehlern bei der ursprünglichen Datierung aus.
Für ihre neue Untersuchung zogen die Wissenschaftler nicht nur Rattenknochen heran, sondern suchten auch nach anderen Spuren der Nagetiere. Dabei stießen sie in archäologischen Fundstätten auf Samenkapseln, die von Ratten angenagt wurden und daher typische Bissspuren aufwiesen, schreiben die Forscher. Anhand dieser Samen und einer Neudatierung von Knochenfunden ermittelten Wilmshurst und ihre Kollegen eine wesentlich jüngere Erstbesiedlung.
Für die Erforschung des neuseeländischen Ökosystems ist diese Entdeckung von großer Bedeutung, erklärt Wilmshurst. So sei es zwar allgemein anerkannt, dass Ratten zum Aussterben von mehreren Tier- und Pflanzenarten beigetragen hätten. Wenn die Nagetiere allerdings bereits während einer so kurzen Besiedlungsspanne diese großen Veränderungen verursachen konnten, dann müssten die Naturschutzbemühungen intensiviert werden, um das Aussterben weiterer Tier- und Pflanzenarten zu verhindern.