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Ortsverbundenheit der Aborigines genetisch belegt

Geschichte|Archäologie

Ortsverbundenheit der Aborigines genetisch belegt
Norman Tindale (1900 bis 1993) und ortsansässige australischer Ureinwohner vor einer Felsnische, die während der Expedition als Unterkunft diente. (Bild: South Australian Museum, Archive, Norman Tindale Collection, AA 338/5/4/41)

Seit Anbeginn der Zeit waren wir auf unserem Land“: Diese Überzeugung der australischen Ureinwohner haben nun Forscher wissenschaftlich bestätigt. Eine genetische Untersuchung von Haarproben aus Museumsbeständen hat belegt, dass die jeweiligen Bevölkerungsgruppen bis zu 50.000 Jahre lang in derselben Region siedelten. Neben der einzigartigen Verbindung der Aborigines zu ihrem Land zeichnet die Studie nun auch erstmals eine detaillierte genetische Karte Australiens vor Ankunft der Europäer.

Die Grundlage der Studie bildete eine Sammlung von über 5000 Haarproben von Aborigines, die mit Aufzeichnungen zu deren kulturellen, sprachlichen, genealogischen und geographischen Hintergründen verknüpft ist. Der Datenschatz stammt aus Expeditionen des Anthropologischen Forschungsvorstands der Universität Adelaide zwischen 1928 und den 1970er Jahren.

Für ihre Studien analysierten die Wissenschaftler um Alan Cooper von der Universität Adelaide die sogenannte mitochondriale DNA von 111 Haarproben der Sammlung. Die Untersuchung dieser speziellen Form des Erbgutes ermöglicht Rückschlüsse über die mütterlichen Erblinien sowie Möglichkeiten der zeitlichen Einordnung von Populationsentwicklungen.

Erstaunlich standorttreu

Die Ergebnisse belegten grundsätzlich, dass die modernen Aborigines Australiens die Nachfahren einer einzigen Gründerpopulation sind, die vor etwa 50.000 Jahren Australien besiedelte. Diese Ur-Population spaltete sich den Forschern zufolge anschließend auf und breitete sich innerhalb von nur 1500 bis 2000 Jahren entlang der Ost- und Westküste Australiens aus. Irgendwo im Süden des Kontinents trafen diese zwei Ströme dann wieder aufeinander.

„Überraschenderweise scheint es so, dass die Populationsmuster aus dieser Zeit die nächsten fast 50.000 Jahre überdauerten. Das zeigt, dass sich die ersten Menschen auf dem Kontinent rasch regional aufgliederten und ihren jeweiligen geografischen Regionen treu blieben, und zwar selbst dann, wenn es keine natürlichen Grenzen zwischen diesen Regionen gab“, sagt Cooper. „Das ist weltweit einmalig und liefert überzeugende Beweise für die bemerkenswerte kulturelle und spirituelle Bindung der Aborigines an ihr Land“.

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Kaurna Mr. Lewis O Brien, einer der damaligen Haarspender und heute Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Studie, sagt: „Wir Aborigines haben immer gewusst, dass wir seit Anbeginn der Zeit auf unserem Land waren. Es ist jedoch wichtig, dies mit Hilfe von moderner Wissenschaft dem Rest der Welt zu zeigen. Dies ist ein aufregendes Projekt, und wir hoffen, dass es Menschen dabei helfen wird, sich wieder mit ihren Familien zu vereinen.“

Trauriger Blick auf die „Gestohlene Generation“

Er bezieht sich dabei auf die sogenannte Gestohlene Generation: Die staatliche Politik der Zwangsumsiedlung und der gezielten Wegnahme von Kindern, die bis 1969 durchgeführt wurde, hat viele Aborigines entwurzelt. „Dies hat einen großen Teil der physischen und spirituellen Verbindung zwischen Gruppen und ihrem Land im heutigen Australien zerstört“, betont auch Wolfgang Haak, einer der beteiligten Forscher vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena.

Die Forscher werden den Wurzeln der australischen Ureinwohner nun auch weiter nachgehen: Sie wollen sich zukünftig mit den väterlichen Linien und dem Genom des Zellkerns beschäftigen. Außerdem wollen sie der Frage nachgehen, inwieweit die Jahrtausende währende „Standorttreue“ der Aborigines in den verschiedenen Lebensräumen Australiens ihre heutige Vielfalt geprägt hat.

Quelle: Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte / Max Planck Institute for the Science of Human History
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