Fast 40 Jahre lang war es unmöglich, eine große Retrospektive zum Werk des Bauhaus-Künstlers Oskar Schlemmer (1888–1943) zu zeigen; die Erben Schlemmers verhinderten dies. Nun endlich kann sich der Besucher noch bis zum 4. April 2015 die hochkarätige Sammlung der Staatsgalerie zu Schlemmer anschauen, die durch wichtige Leihgaben aus Museums- und Privatbesitz ergänzt wurde. Etwa 270 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Skulpturen und Fotografien laden dazu ein, diesen originellen Künstler und Pionier der Moderne neu zu entdecken.
Der Titel der Schau, „Visionen einer neuen Welt“, ist berechtigt. Oskar Schlemmer glaubte an die weltverändernde Kraft der Kunst, in deren Mittelpunkt er selbst einen idealen, mit der Technik versöhnten Menschen stellte. In Verarbeitung von Weltkriegserlebnissen und in Auseinandersetzung mit den Reformbestrebungen seiner Zeit entwickelte er eine Vision von Harmonie und Freiheit. Die Dreiheit von Körper, Raum und Bewegung faszinierte ihn und ließ ihn das berühmte „Triadische Ballett“ schaffen, von dessen Originalkostümen Stuttgart einige besitzt. Sie sind ebenso zu sehen wie das Gemälde „Die Bauhaustreppe“ aus dem Museum of Modern Art in New York. Thematisiert wird aber auch die ambivalente Haltung Schlemmers gegenüber den Nationalsozialisten, die ihn zum „entarteten Künstler“ stempelten. Der umfangreiche Katalog ist im Hirmer Verlag, München, erschienen.