Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Penisförmige Ur-Wesen

Geschichte|Archäologie

Penisförmige Ur-Wesen
53761_web.jpg
Moderner Eichelwurm, Länge ungefähr neun Zentimeter. Cedit: Photo: C.B. Cameron, Université de Montréal.
Auch heute gibt es noch Meeres-Würmer, die aussehen wie ein männliches Geschlechtsteil. Doch diese Wesen haben offenbar mehr zu bieten als nur eine kuriose Gestalt: US-Forschern zufolge basiert die Evolution der Wirbeltiere auf urtümlichen Verwandten dieser sogenannten Eichelwürmer. Sie haben Fossilien dieser Wesen entdeckt, die ein spektakuläres Alter besitzen: Sie lebten vor 505 Millionen Jahren im Erdzeitalter des Kambriums. In dieser Zeit entwickelten sich die Urformen der heutigen Tierstämme. Wurmartige Kreaturen gelten dabei als die Ahnen der Wirbeltiere. Bislang war allerdings unklar, ob diese frühen Vorfahren freilebend und mobil waren oder ob sie sesshaft in Kolonien lebten. Die aktuelle Studie macht nun Version eins wahrscheinlich.

Von den noch heute existierenden Eichelwürmern sind etwa 70 Arten bekannt. Ihr Körper besteht aus einem langgestreckten Hinterleib, einer Kragenregion und einem eichelförmigen Kopf, der als muskulöser Bohrer zum Graben dient. Fast alle Arten der Eichelwürmer wühlen Gänge in den Meeresboden und bewegen sich in diesen durch wellenförmige Muskelkontraktionen vorwärts. Die nächsten Verwandten der Eichelwürmer sind die sogenannten Flügelkiemer. Dabei handelt es sich ebenfalls um wurmförmige Tiere, die aber in kleinen Röhren sitzen und in Kolonien leben. Bisher war nicht klar, welche der beiden Wurmfamilien die ursprünglichere ist, also auch diejenige, aus der sich die Vorfahren der Wirbeltiere entwickelt haben.

Sesshafte Koloniebewohner oder mobile Einzelgänger?

Die Forscher um Christopher Cameron von der University of Montreal haben nun in Sedimentgesteinen aus Kanada einen urtümlichen Vertreter der Eichelwürmer entdeckt, der seinen modernen Verwandten in seiner Gestalt bereits sehr ähnlich war. Allerdings besaß er eine einschlägige Besonderheit: Bei einigen Fossilien fanden die Forscher Röhren, ähnlich wie sie die Flügelkiemer besitzen. Das deutet darauf hin, dass die urtümlichen Eichelwürmer vermutlich zumindest zeitweise ebenfalls in diesen Behausungen steckten. Ansonsten deute alles darauf hin, dass es sich um flexible Tiere handelte, die nicht sesshaft in Kolonien lebten, berichten die Wissenschaftler.

Den Forscher zufolge deuten ihre Auswertungen nun darauf hin, dass der Eichelwurm die ursprünglichere Lebensform darstellte. Die urtümliche Version dieser Tiere besaß demnach zwar noch die Fähigkeit zur Ausbildung einer Röhre, im Lauf der weiteren Entwicklungsgeschichte haben sie diese Eigenschaft dann aber verloren. Doch die Flügelkiemer, die ebenfalls aus der Ur-Version der Eichelwürmer entstanden sind, haben die Röhre beibehalten und sie zu einer ständigen Behausung in Kolonien perfektioniert. Die Flügelkiemer sind also ein weiterentwickeltes Modell der Eichelwürmer, sagen die Wissenschaftler. Somit kommen also die urtümlichen Eichelwürmern am ehesten als Ahnen der Entwicklungslinie der Wirbeltiere in Frage.

Anzeige
Christopher Cameron (University of Montreal) et al.: Nature, doi: 10.1038/nature12017 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Rau|pe  〈f. 19〉 1 Larve des Schmetterlings 2 aus Metallfäden geflochtenes Achselstück (Achsel~) … mehr

Stahl|trä|ger  〈m. 3; Bauw.〉 tragender Balken aus Stahl

Al|lo|tro|pie  〈f. 19; unz.; Chem.〉 das Vorkommen eines Elements in verschiedenen Zustandsformen (Modifikationen), beim Kohlenstoff z. B. Graphit u. Diamant; Sy Allomorphie … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige