Dass sich die Beschäftigung mit Archivgut noch immer lohnt, zeigt die Entdeckung, auf welche die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt nun hinweist. Im Rahmen seiner Beschäftigung mit Drucken deutscher Bibelübersetzungen aus der Reformationszeit gelang es dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Daniel Gehrt, eine 1541 gedruckte Bibel dem Wittenberger Reformator Paul Eber zuzuordnen. Sie ist mit einer Vielzahl handschriftlicher Anmerkungen des Theologen versehen.
Weiterhin enthält die Bibel einen Druck des Gemäldemotivs „Verdammnis und Erlösung“ von Lucas Cranach d. Ä. 1529 – die Neufassung des Motivs in diesem Bibelexemplar stammt von dessen Sohn Lucas Cranach d. J. Es veranschaulicht einen Kernpunkt der reformatorischen Lehre Luthers: die Rechtfertigung der Menschen vor Gott allein durch seinen Glauben an die Erlösung.
Paul Eber (1511-1569), Theologe und Pfarrer in Wittenberg, war seit seinem Studium an der Wittenberger Universität ein Schützling Philipp Melanchthons. Nach dessen Tod wurde er zur zentralen Figur der lutherischen Reformation und folgte Melanchthons Vorbild als Vermittler bei Auseinandersetzungen wegen religiöser Fragen innerhalb der Reformationsbewegung. Seine Religiosität drückte er auch in zahlreichen gedichteten Liedern aus, die noch heute in protestantischen Gesangbüchern vertreten sind.
Die erhaltenen handschriftlichen Bemerkungen zeugen von der tiefreichenden Beschäftigung Ebers mit der Bibel. Er fügte zahllose Sprüche und weiterführende Literaturhinweise hinzu, unterstrich zentrale Textstellen und gliederte den Text mit Zusammenfassungen an den Rändern.
Paul Ebers private Bibel erweitert nun den umfangreichen Nachlass der Forschungsbibliothek Gotha aus der Reformationszeit.