Die Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums in München widmet sich vom 8. April bis zum 31. Juli 2011 einer einzigartigen Sammlung von Möbeln, deren Oberflächen mit Schildpatt, Horn, Messing, Zinn und anderen Materialien in Boulle-Technik kostbar verziert sind. Namensgeber dieser barocken Dekorweise ist André-Charles Boulle, der am Hof König Ludwig XIV. in Paris tätig war.
Im Zentrum der Präsentation stehen vier prunkvolle Schreibmöbel von Johann Puchwiser (um 1680 – 1744), einem in der Nähe von Schongau geborenen und wohl in Wien ausgebildeten Mö-belbauer. Er zählt zu den bedeutendsten „Ebenisten“ des frühen 18. Jahrhunderts und fertigte im Auftrag von Kurfürst Max Emanuel von Bayern, der eine ausgeprägte Vorliebe für die ebenso virtuosen wie kostspieligen Boulle-Möbel hatte, verschiedene repräsentative Interieurstücke. Die Ausstellung zeigt die stilistische Entwicklung dieser aufwändigen Technik anhand von kostbaren Prunkmöbeln, die sich ehemals im Besitz der Kurfürsten Max Emanuel von Bayern und Johann Wilhelm von der Pfalz befanden und bedeutenden Leihgaben aus Sammlungen in Bruchsal, Prag, München und Wien.
Darüber hinaus werden neueste Erkenntnisse zur Herstellung und zur Erhaltung von Möbeln in Boulle-Technik vorgestellt, die im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojektes gewonnenen werden konnten. In Zusammenarbeit mit einer internationalen Expertengruppe aus Möbelfor-schern, Naturwissenschaftlern und Restauratoren wurden die gezeigten Puchwiser´schen Schreibmöbel untersucht und konserviert bzw. restauriert. Die Finanzierung des bis zum Frühjahr 2011 laufenden Projekts erfolgte durch die Getty-Foundation, die Ernst von Siemens Kunststif-tung und die Eleonore Schamberger Stiftung.
Während der Ausstellung wird vom 5. bis 7. Mai 2011 das dreitägige internationale Symposium „Baroque furniture in Boulle-technique – conservation, science and history“ stattfinden, auf dem international anerkannte Experten aus dem Bereich der kunsthistorischen Möbelforschung, der Konservierung/Restaurierung von Möbeln in Boulle-Technik und der naturwissenschaftlichen Analyse von Kunstwerken ihre neuesten Erkenntnisse präsentieren.