Doch seit ihrer Entdeckung im 19. Jahrhundert sind mehr als hundert Versuche gescheitert, diese zu entziffern. Schließlich kamen unter Forschern sogar Zweifel auf, ob der Indus-Schrift tatsächlich eine gesprochene Sprache zugrundeliegt. So propagierten Wissenschaftler 2004 die Hypothese, die Zeichen könnten lediglich als Piktogramme mit religiösen oder politischen Symbolgehalt verstanden werden.
Dem widersprechen nun Rajesh Rao und sein Team indischer Computerwissenschaftler und Mathematiker. Die Forscher hatten eine Analysemethode entwickelt, bei der ein Computerprogramm die logische Struktur der Zeichen und ihrer Abfolge auswertet. Dieses System wandten sie nicht nur auf die Indus-Schrift an, sondern auf mehrere bekannte Sprachen, darunter das heutige Englisch, die in Mesopotamien gesprochene Sprache der Sumerer, eine Vorläufersprache des Sanskrit sowie die alte tamilische Sprache. Zum Vergleich analysierten die Wissenschaftler mit dem Algorithmus auch andere Abfolgen von Zeichen, beispielsweise den Code der menschlichen DNA oder der Programmiersprache “Fortran”.
Die logische Struktur der Indus-Schrift passt genau in das Schema bekannter, gesprochener Sprachen, ergab die Auswertung. Damit liege der Schrift tatsächlich eine Sprache zugrunde, die vor mehr als 4.000 Jahre am Indus gesprochen wurde, erklären die Wissenschaftler. Entziffern können die Forscher die Zeichen auf den Täfelchen dennoch bisher nicht. “Wir wollen nun die Struktur und die Syntax der Schrift analysieren und so auf die grammatischen Regeln schließen”, kündigt Rao an. Der Wissenschaftler hofft, damit tatsächlich einmal den Code zu knacken und hinter den Inhalt der Tontäfelchen zu kommen.