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Regierungsgeschäfte

Faszinierende Figuren: Heribert Prantl über Philipp Jakob Siebenpfeiffer

Regierungsgeschäfte

Die Herrschaft Theoderichs des Großen (493– 526) gilt als eine Zeit der Blüte und des Friedens, eine Ausnahme in den Wirren der Völkerwande‧rungszeit. Ihr vorangegangen war der Sturz des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustulus im Jahr 476 durch Odoaker, Sohn eines hunnischen Edlen und einer Germanin. Vielen Historikern galt dies als epochales Ereignis, doch inzwischen wird eher betont, dass die Herrschaft Odoakers nicht viel an den vorhandenen Grundstrukturen änderte: Römisches Recht und römische Verwaltung blieben ebenso unangetastet wie die Kirche. Dies änderte sich auch nicht, als es Theoderich 493 gelang, Odoaker zu entmachten. Mit ihm erklomm kein „Barbar“ den Thron, sondern ein am byzantinischen Hof Erzogener. Theoderichs Bestreben war auf friedliche Koexistenz gerichtet, sowohl mit der reichen römischen Senatsaristokratie als auch mit der katholischen Kirche, obwohl die Goten dem arianischen Glauben anhingen.

Über Theoderichs Herrschaftspraxis sind wir gut durch Hunderte von Briefen informiert, die sein Berater Cassiodor in den „Variae“ überliefert hat. Bisher war diese wichtige Quelle nicht auf Deutsch verfügbar, doch jetzt gibt es eine vom Wiener Mediävisten Peter Dinzelbacher besorgte Auswahl (Heidelberg 2010). Die Briefsammlung ermöglicht uns Einblicke in Theoderichs Entscheidungen in den Bereichen Politik, Kultur, Wirtschaft, Recht und Religion.

Die Wertschätzung etwa, die Theoderich der römischen Kultur entgegenbrachte, lässt sich vielleicht am besten an einem Erlass erkennen, in dem er die antiken Götterstatuen durch einen Aufseher schützen ließ. Er schwärmt, man könne „die in Erz gegossenen Adern betrachten, die in ihrer Anstrengung schwellenden Muskeln, die Nerven angespannt wie zum Schritt, und also den Menschen, gegossen in seine verschiedenen Porträts, dass man meint, er sei geradezu natürlich entstanden.“

Nicht nur die großen Staatsaktionen sind dokumentiert, deutlich wird vor allem die Kleinteiligkeit des alltäglichen Regierungsgeschäfts. So beschied der König einem Offizier, der um seine Entlassung ersuchte: „Dein durch ununterbrochene Mühen verbrauchter Leib, klagst Du, habe Dir eine Gliederschwäche eingebracht, so dass Du, der Du zuvor zu kriegerischen Auszeichnungen geeignet warst, nun jedoch kaum für ein Leben in Ruhe fähig befunden wirst. … Nach längerer Prüfung Deiner Vorhaltungen und ihrer sachlichen Anerkennung gewähren wir Dir … den keineswegs unehrenhaften Ruhestand“, allerdings unter Wegfall des Solds. Oder Theoderich sorgte dafür, dass die bei der Tierhatz Auftretenden angemessen entlohnt wurden (obwohl er das Spektakel selbst ablehnte, weil sich der „Jäger zum Vergnügen der Zuschauer mit seiner Todesgefahr abquält“), ordnete die Verpflegung der Postpferde an oder genehmigte einem Bittsteller einen Kuraufenhalt in Baia, damit er, „durch eine seelische Freude erquickt, leichter die Gesundheit der Glieder erlangen“ möge.

Quelle: Dr. Heike Talkenberger
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