Die Römer hatten offenbar eine raffiniertere Kanalisation als bisher angenommen. Bei Grabungen des Rheinischen Landesmuseums in Trier entdeckten Archäologen Spuren, die auf Wasserleitungen hinweisen, die in Straßen eingearbeitet waren. Bislang seien Forscher von seitlichen Straßengräben für die Entwässerung ausgegangen, berichtete die Museumsmitarbeiterin Margarete König am Montag. Der Befund sei einzigartig. Rätselhaft bleibe allerdings die gitterartige Vernetzung der Rohre auf der Straße.
Auf 25 Metern Länge sind längs und quer zur Straße kleine Gräben von etwa zehn Zentimetern Durchmesser nebeneinander zu sehen. Zwar seien die Holzleitungen nach etwa 1.600 Jahren nicht mehr erhalten, doch deuteten Spuren in der Straße und verrostete Ringe auf das System hin, sagte König. Diese so genannten Deuchelringe hätten die einzelnen Rohre miteinander verbunden. „Das war ein Riesenaufwand und ein massiver Eingriff in den Straßenbau, der – wie heute – nur mit staatlicher Genehmigung möglich war“, erklärte sie.
König vermutet, dass in den Rohren Regen und Abwasser abgeleitet wurde, in den Straßengräben an den Seiten hingegen Müll wie Tierknochen und Essensreste. „Das muss ein bestialischer Gestank gewesen sein“, meinte sie. Das nun entdeckte Abwassersystem könnte nach „vorsichtiger Interpretation“ Königs für die Ableitung des Wassers aus den Häusern mit den Latrinen genutzt worden sein.
dpa
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