Als archäologischer Glücksfall hat sich der Fund einer Keramikscherbe aus dem 13. Jahrhundert nahe der Münchner Frauenkirche erwiesen. Bei Ausgrabungen konnte erstmals eine ganze Wohnparzelle im Herzen der Stadt freigelegt werden, sagte Timm Weski vom Landesamt für Denkmalpflege am Montag in München. Archäologen legten in der Altstadt auf einer Fläche von rund 200 Quadratmetern mehrere Mauerzüge, einen Keller, eine Treppe, Holzpfeiler und vier Latrinen aus verschiedenen Epochen frei. Es sei erst mit Hilfe der Scherbe möglich gewesen, die Reste der Holzbebauung dem 13. Jahrhundert zuzuordnen.
Die Fundstücke ermöglichten es, die gesamte Abfolge der Baugeschichte aus mehreren Jahrhunderten zu rekonstruieren, sagte Generalkonservator Egon Johannes Greipl. Das sei eine wesentliche Bereicherung der bislang eher spärlichen Überlieferungen aus der Frühgeschichte der Stadt. Das Grundstück am Frauenplatz war nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr bebaut worden. Es ist derzeit im Besitz einer Münchner Brauerei. Im Zuge einer so genannten archäologischen Kataster-Erstellung durch das Landesamt für Denkmalpflege stießen die Forscher auf Zeugnisse aus der frühesten Siedlungsgeschichte der Stadt.
Die Gründung der Landeshauptstadt wird mit dem Jahr 1158 datiert. Neben der Keramikscherbe aus dem 13. Jahrhundert wurden in der Ausgrabungsstelle an der Frauenkirche auch Flaschenhälse, Teile eines prunkvollen Noppenbechers, Glasscherben und Tierknochen ausgegraben. Diese historischen Überreste stammen zum überwiegenden Teil aus dem 14. Jahrhundert. Auch ein so genanntes Kruseler Püppchen, benannt nach einer barocktypischen Haarfrisur, wurde zwischen den Mauerresten des Wohngebäudes entdeckt. Die Fundstücke und der Ort weisen den Forschern zufolge auf wohlhabende Münchner Siedler hin.
dpa
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