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Schon Kelten und Römer betrieben Bergbau im Montafon

Alpen

Schon Kelten und Römer betrieben Bergbau im Montafon
Ausgrabungen
Blick auf das Montafon-Tal und Ausgrabungen am Westende der Knappagruaba. (Bild: Rüdiger Krause/ Goethe-Universität Frankfurt)

Im Montafon-Tal im österreichischen Vorarlberg wurden Jahrhunderte lang Erze abgebaut – bis ins späte Mittelalter. Jetzt enthüllen neue Ausgrabungen, dass diese Bergbautradition schon zu keltischer und römischer Zeit begann. Davon zeugen in den Fels gehauene Reste römischer Schächte sowie Scherben römischen Geschirrs. Einige hölzerne Stützbohlen stammen sogar aus dem zweiten bis dritten Jahrhundert vor Christus und damit aus spätkeltischer Zeit.

Das 39 Kilometer lange Montafon-Tal in Vorarlberg ist nicht nur landschaftliche reizvoll – im Untergrund dieser Gebirgsregion fanden sich auch reiche Bodenschätze in Form von Kupfer, Silber und Eisenerz. In historischen Dokumenten wird bereits im Jahr 1319 eine Silbergrube am Berg Muntafune erwähnt, andere Quellen legen nahe, dass die Silbergewinnung in diesem Tal bereits in karolingischer Zeit im 9. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte.

Schächte aus der Zeit der Römer

Doch wann hat der Bergbau in dieser Region einst begonnen? Um das klären, führt ein Archäologenteam um Rüdiger Krause vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt schon seit einigen Jahren Ausgrabungen im Montafon-Tal durch. Die Ausgrabungen, sowie archäobotanische Untersuchungen und Schwermetallanalysen der Böden haben nun die spärlichen historischen Quellen zum früh- und hochmittelalterlichen Bergbau im Montafon deutlich erweitert und erstaunliche Einblicke in neue und bisher unbekannte Phasen der Bergbaugeschichte am Bartholomäberg erbracht.

Eine kleine Sensation brachten dabei im Speziellen die Ausgrabungen am steilen Berghang von Knappagruaba zum Vorschein: Sie legten erstmals montanarchäologische Befunde aus römischer Zeit frei, darunter Abraumhalden aus Taubgestein, runden, in den Fels gehauenen Schächten und Hinweise auf noch tiefer gelegene Eisenerzgänge. Bereits ausgegraben wurden bis in drei Meter unter der Oberfläche zwei verfüllte Bergbauschächte, die im Bereich einer Vererzung abgetieft wurden. Wie tief die Schächte in den Untergrund reichen, sollen zukünftig Rammkernbohrungen aufdecken.

Beginn des Erzabbaus schon in spätkeltischer Zeit

„Damit hatten wir nicht gerechnet“, sagt Krause. „Schon in römischer Zeit wurde hier Eisenerz im Schachtbergbau gewonnen. Die chronologische Einordnung wird durch zehn kleine Fragmente von typisch römischen Keramikgefäßen untermauert, und das war eine große Überraschung.“ Mehrere 14C-Radiokarbondatierungen an Holzkohlen hatten bereits im Vorjahr vermuten lassen, dass an dieser Stelle in der römischen Kaiserzeit bis in das 5. Jahrhundert n. Chr. Aktivitäten stattgefunden haben. Die aktuellen Funde bestätigen dies nun auf Basis von Funden, die nicht nur für das kleine Montanrevier, sondern weit darüber hinaus für die Ostalpen einmalig sind, wie die Archäologen berichten.

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Unklar bleibt allerdings, ob die antiken Bergleute von Montafon auch selbst Römer waren. Belegt ist allerdings, dass die lokale Bevölkerung offenbar schon vor der römischen Zeit mit dem Abbau von Erzen in diesem Tal begonnen hat. So erbrachte die Analyse von fossilem Pollen, Schwermetallen sowie die Radiokarbondatierung von Hölzern und Holzkohlen, dass es schon in spätkeltischer Zeit im 3. bis 2. Jahrhundert v.Chr. bisher unbekannte Phasen des Bergbaus gab. Die Archäologen gehen daher davon aus, dass die lokale Bevölkerung den Erzabbau schon seit der späten Eisenzeit betrieben hat und später quasi im Auftrag der Römer agierte.

Die Geschichte des Bergbaus im Montafon ist demnach von einer großen Kontinuität geprägt: Angefangen von der spätkeltischen Zeit wurden in diesem Tal bis ins späte Mittelalter hinein Kupfer, Silber und Eisenerz abgebaut – mehr als 1500 Jahren lang. Diese neuen Erkenntnisse machen das Montanrevier zu einem der bemerkenswertesten in den Alpen, wie Krause und sein Team erklären. Erst um 1600 ging der Bergbau im Montafon zurück und endete schließlich ganz. Die ungewöhnlich gut erhaltene Halden- und Bergbaulandschaft ist bereits seit 2012 als herausragendes Kulturdenkmal in das Denkmalbuch der Republik Österreich eingetragen.

Quelle: Goethe-Universität Frankfurt am Main

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