Der junge Percy Shelley nahm dieses Angebot sofort wahr und fand in ihm einen Mentor, der ihn mit allem bekannt machte, was man zur damaligen Zeit über Naturphänomene wusste. Dazu gehörten vor allem die frühen Experimente mit Elektrizität, wie etwa Galvanis Froschschenkelexperiment. Überdies war James Lind, zumindest in der gepflegten Gesellschaft in Windsor, wo er lebte, auch selbst eine geheimnisvoll-exzentrische Erscheinung. Sein Sohn Alexander beschreibt später zum Beispiel das Arbeitszimmer des Vaters, das vollgestopft gewesen sein soll mit Teleskopen, Galvanischen Batterien und anderen elektrischen Maschinen.
Mary Shelley war 18 Jahre alt, als sie ihre Geschichte um Frankenstein begann. Frühere Biografen haben versucht, ihre medizinischen Kenntnisse mit verschiedenen kleineren Erlebnissen zu erklären. So hielt man es etwa für möglich, dass Mary Shelley die Berichte über die Wiederherstellung der Gedächtnisleistungen eines Seemanns gelesen hatte, der 1814 einige Monate im Koma gelegen hatte. Dass Mary Shelley ihre naturwisssenschaftlichen und medizinischen Kenntnisse über Percy Shelley erlangte, erscheint jedoch schlüssiger. Beide kennen sich mindestens seit 1814 und haben 1816, als Mary Shelley an ihrem Roman zu arbeiten begann, geheiratet. Mary Shelley hatte – so Goulding – zahlreiche Gelegenheiten, Gespräche ihres Mannes etwa mit Lord Byron über naturwissenschaftliche Erkentnisse mitanzuhören. Da Percy Shelley mehrere Jahre Kontakt zu James Lind gehabt hatte, ist es wahrscheinlich, dass er im naturwissenschaftlichen Bereich recht profunde Kenntnisse besaß. Und Percy Shelley wird seiner Frau sicher von der persönlichen Art seines früheren Mentors erzählt haben.