Schreiben kann befreiend wirken: Darauf verweist die Ausstellung „Kassiber. Verbotenes Schreiben“ im Literaturmuseum der Moderne in Marbach (Schillerhöhe 8 –10, Tel. +49 (0)7144 848-0; noch bis zum 27. Januar). Sie macht in zehn Kapiteln aufmerksam auf Texte, die während der Gefangenschaft ihrer Autoren entstanden. Da ist etwa ein Brief des Dichters Christian Friedrich Daniel Schubart an seine Tochter Juliane, verfasst 1785 im Staatsgefängnis auf dem Hohenasperg. Von diesem Ort der Unfreiheit (vgl. DAMALS 8-2012, Seite 68) stammen auch die Kassiberschleudern, die der als „Zigeuner“ inhaftierte Wilhelm Wolf 1933 fertigte.
Berührend sind Zeichnungen und Briefe, die der Widerstandskämpfer und Gründer des Kreisauer Kreises Helmuth James von Moltke heimlich an seine Frau Freya aus der Berliner Gestapo-Haft sandte. Die Zeugnisse persönlichen Selbstbehauptungswillens sind zum Teil mit winziger Schrift bedeckt, nicht zuletzt ein Kassiber des chinesischen Dissidenten Liao Yiwu, der, 1990 verurteilt, vier Jahre in Haft verbrachte und jetzt mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde. Den Raum, der das Schicksal des Chinesen thematisiert, hat das deutsche PEN-Zentrum gestaltet. Begleitend zur Ausstellung werden Veranstaltungen angeboten, etwa am 22. November „Musik hinter Gittern“.
