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Skelettfund im Schiffswrack von Antikythera

Geschichte|Archäologie

Skelettfund im Schiffswrack von Antikythera
Taucher bergen die Skelett-Teile im Schiffswrack von Antikythera. (Foto: Brett Seymour, EUA/WHOI/ARGO )

Neuer Fund im antiken Schiffswrack: In den Überesten des vor gut 2000 Jahren vor der Insel Antikythera gesunkenen Frachters haben Unterwasser-Archäologen Teile eines menschlichen Skeletts entdeckt. Der fast vollständige Schädel, einige Bein- und Armknochen und Rippen sind überraschend gut erhalten und stammen wahrscheinlich von einem jungen Mann. Seine DNA könnte nun helfen, mehr Licht auf Leben und Herkunft der Menschen an Bord dieses antiken Frachters zu werfen.

Das bereits um 1900 vor der griechischen Insel Antikythera entdeckte Schiffswrack ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit: Der um 65 v. Chr. gesunkene Frachter war mehr als 50 Meter lang und damit eines der größten Schiffe seiner Zeit. Er ist zudem bis heute das größte je gefundene antike Schiffswrack. Für noch mehr Aufsehen aber sorgten die mehr als 300 Funde im Wrack: Archäologen entdeckten bei Tauchgängen antike Luxusgüter, Marmorstatuen, einen drei Meter langen Bronzespeer und den geheimnisvollen „Mechanismus von Antikythera – eine Art antiker Himmelscomputer.

Skelett-Teile am Meeresgrund

Am 31. August dieses Jahres haben die Unterwasser-Archäologen des Antikythera-Projekts eine weitere sensationelle Entdeckung gemacht: An einer Stelle des Wracks stießen sie auf die halb im Sand und unter Keramikscherben begrabenen Überreste eines menschlichen Skeletts. Bisher geborgen wurden der fast vollständige Schädel mitsamt Kiefer und Zähnen, zwei Oberschenkelknochen, ein Arm sowie mehrere Rippen. Weitere Teile des Skeletts sind noch im Meeresgrund eingebettet und sollen in der nächsten Phase des Projekts geborgen werden.

„Wir sind begeistert“, sagt Brendan Foley von der Woods Hole Oceanographic Institution, einer der Projektleiter. Ein Skelett in einem alten Schiffswrack zu finden sei eine echte Seltenheit. Zu den wenigen Beispielen gehört ein Schädel mit römischem Helm, der am Meeresgrund vor Sardinien entdeckt wurde und ein Skelett in einem versunkenen Sarkophag nahe der griechischen Insel Syrna. Auch im Wrack von Antikythera wurden in den 1970er Jahren bereits menschliche Knochen entdeckt, die von mindestens vier verschiedenen Personen stammen könnten.

Chance zur DNA-Analyse

Die Archäologen erhoffen sich von den nun im Wrack von Antikythera entdeckten Knochen mehr Aufschluss darüber, wer sich damals an Bord des antiken Frachters befand. „Wir haben nun eine direkte Verbindung zu dieser Person, die mit diesem Schiff segelte und auf ihm starb“, sagt Foley. Ob das Skelett von einem der bis zu 20 Mann Besatzung stammte, einem Passagier oder aber einem Schiffsklaven gehörte, ist unbekannt. Anhand der Beinknochen und Zähne schätzen die Forscher, dass es sich bei dem Toten um einen jungen Mann handelte.

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Einen Aufschluss über die Herkunft des Toten könnte die vielleicht noch in den Knochen und Zähnen konservierte DNA geben. „Gegen alle Widrigkeiten haben die Knochen mehr als 2000 Jahre lang am Meeresgrund überdauert und sie scheinen in ziemlich gutem Zustand zu sein – was fast unglaublich ist“, sagt Hannes Schroeder vom dänischen Naturkundemuseum in Kopenhagen. Der Experte für alte DNA will versuchen, Erbgut aus den Knochen zu extrahieren und die DNA zu analysieren.

Noch müssen die Forscher die Erlaubnis der griechischen Behörden abwarten. Dann könnte es rund eine Woche dauern, bis klar ist, ob die Skelett-Teile noch alte DNA enthalten. Dennoch bietet der neue Fund eine einmalige Chance. Denn die meisten Knochen aus alten Wracks werden so oft angefasst, gewaschen und anderweitig behandelt, dass sie zu stark kontaminiert sind, um aussagekräftige Gendaten zu liefern. Bei der Bergung der neuen Knochen jedoch wurden von vornherein besondere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Das Erbgut dieses junge Mannes aus dem Wrack von Antikythera könnte daher wertvolle Einblicke in das Leben und die Herkunft der Menschen an Bord liefern.

Quelle: Woods Hole Oceanographic Institution, Nature News
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