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So kam der Tod in der Schlacht bei Lützen

Geschichte|Archäologie

So kam der Tod in der Schlacht bei Lützen
Blick in das Massengrab von Lützen. (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Foto: Juraj Lipták)

Archäologen haben Einblicke gewonnen, an welchen Verletzungen Soldaten in einer der folgenreichsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges umkamen: in der Schlacht bei Lützen im Jahre 1632. Die Opfer eines 2011 entdeckten Massengrabes waren den Analysen zufolge meist an Schussverletzungen gestorben, deren Merkmale auch Rückschlüsse auf den Schlachtverlauf zulassen. Darüber hinaus belegen die Untersuchungen das generell von Gewalt geprägte Leben der Soldaten des Dreißigjährigen Krieges.

Der 16. November des Jahres 1632 wurde zu einem Knackpunkt im zähen Ringen um das Heilige Römischen Reich Deutscher Nation: Östlich der Stadt Lützen standen sich die Truppen des schwedischen Königs Gustav II. Adolf und das kaiserlich-katholische Heer des legendären Generals und Söldnerführers Graf Albrecht von Wallenstein gegenüber. In der Schlacht kämpften insgesamt etwa 40.000 Mann. Mit insgesamt rund 9000 Gefallenen wurde die Schlacht für beide Seiten zu einem schweren Aderlass. Besonders für die Protestanten brachte die Auseinandersetzung Unglück: König Gustav II. Adolf, der wegen einer alten Wunde in der Schulter keine Rüstung trug, fand vor Lützen den Tod. Damit fiel die Galionsfigur der Protestanten und die protestantische Allianz zerbrach. Doch auch für die katholische Seite nahmen desaströse Entwicklungen ihren Lauf: Wallenstein war geschwächt und dazu gezwungen, sich nach Böhmen zurückzuziehen, wo er 1634 ermordet wurde.

Gebeine unter der Lupe

Seit 2006 führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit der Stadt Lützen umfangreiche archäologische Geländeuntersuchungen auf dem einstigen Schlachtfeld durch. 2011 entdeckten die Archäologen ein Massengrab mit Toten aus der Schlacht. Es wurde als Block geborgen und anschließend ins Landesmuseum Halle (Saale) gebracht. Seitdem wurden die Gebeine dort genau unter die Lupe genommen: Mit modernen Analyseverfahren erfassten die Forscher viele Merkmale der Toten. Ein Fokus lag dabei auf der Untersuchung der Verletzungsarten und -muster. Sie erlauben die Rekonstruktion der Todesumstände und geben Auskunft über die Kampfhandlungen auf dem Schlachtfeld.

Wie die Experten nun berichten, handelt es sich bei den Toten um 47 Männer von denen der Jüngste 14 bis 16 Jahre alt war, der Älteste 40 bis 50. Zahlreiche verheilte Verletzungen belegen, dass ihr Leben von Gewalt geprägt gewesen war. Darüber hinaus zeugen Spuren schwerer körperlicher Belastungen und Infektionen von dem generell harten Alltag dieser Menschen. Wie die Männer letztlich gestorben sind, belegen die unverheilten Verletzungen. Während tödliche Verwundungen durch stumpfe und scharfe Gewalt nur eine untergeordnete Rolle spielen, dominieren Schussverletzungen durch Handfeuerwaffen, berichten die Schlachtfeldarchäologen.

Hinweise zum Schlachtverlauf

21 der Soldaten scheinen über keinen ausreichenden Kopfschutz verfügt zu haben. Bei acht Männern wurden Schussverletzungen an Rumpf und Extremitäten festgestellt. Auch dafür verantwortliche Geschosse wurden im Massengrab entdeckt: Die Bleikugeln stammen vor allem aus Karabinerwaffen, die in der Regel von der Kavallerie auf kurze Distanz benutzt wurden, sagen die Experten. Somit liegt nahe, dass viele der Männer bei einem Angriff einer Kavallerie-Einheit getötet worden waren. Den Experten zufolge deutet die Verteilung der zahlreichen Einschusswunden auf eine schnelle, seitlich-frontal geführte Konfrontation hin.

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Dies passt interessanterweise zu historischen Aufzeichnungen und archäologischen Rekonstruktionen zum Schlachtverlauf. Sie lassen darauf schließen, dass es im Bereich des später angelegten Massengrabes zu einer Niederlage einer schwedischen Infanterie-Einheit gekommen war. Es handelte sich um die sogenannte Alte Blaue Brigade, eine Elite-Einheit der schwedischen Armee. Sie wurde den Überlieferungen zufolge durch einen überraschenden Flankenangriff einer kaiserlichen Kavallerie-Einheit vernichtend geschlagen. Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchungen unterstützen somit die Vermutung, dass es sich bei den Toten aus dem Massengrab um Mitglieder der Alten Blauen Brigade gehandelt hat, die bei dieser speziellen Auseinandersetzung ums Leben gekommen waren.

Quelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte
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