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Sonnenuhr mit Geschichte entdeckt

Geschichte|Archäologie

Sonnenuhr mit Geschichte entdeckt
Die beschriftete Sonnenuhr aus Interamna Lirenas. (Foto: Alessandro Launaro)

Archäologen haben in den Überresten der römischen Stadt Interamna Lirenas eine Sonnenuhr entdeckt, die sich durch ein ungewöhnliches Merkmal auszeichnet: Sie trägt eine Inschrift – nur sehr wenige solcher Zeitanzeiger sind bekannt. Die Gravour präsentiert den bisher unbekannten Volkstribun Marcus Novius Tubula, der die Uhr vor über 2000 Jahren in seiner Heimatstadt gestiftet hat.

Der Fund stammt aus einer Grabung der Universität Cambridge in den Überresten von Interamna Lirenas etwa 80 Kilometer südlich von Rom. Es handelte sich um eine einst blühende Landstadt in Italien, die allerdings keine Nachfolge-Siedlung hervorgebracht hat: Interamna Lirenas wurde in der Spätantike verlassen und verfiel anschließend. Auf die Sonnenuhr sind die Archäologen um Alessandro Launaro im Bereich des einstigen Theaters von Interamna Lirenas gestoßen. Wie sie erklären, war sie aber vermutlich nicht ursprünglich Teil dieses Gebäudes, sondern möglicherweise war die Uhr auf einer Säule im nahegelegenen Forum angebracht. Vermutlich gelangte das Stück zum Fundort, als die Ruinen der Stadt während des Mittelalters als Steinbruch gedient haben.

Die Sonnenuhr ist aus einem Kalksteinblock (54 x 35 x 25 Zentimeter) herausgearbeitet worden. Sie besitzt eine Rundung, die mit Stunden-Linien versehen ist. Weiter Elemente gaben Hinweise auf die Jahreszeit in Bezug auf die Zeit der Wintersonnenwende, Tagundnachtgleiche und Sommersonnenwende. Sogar ein kleiner Rest der Nadel, die einst den Schatten geworfen hat, ist erhalten geblieben, berichten die Forscher. Was den Fund allerdings besonders ungewöhnlich macht, ist die Inschrift, betonen sie: „Weniger als einhundert Exemplare dieser speziellen Art von Sonnenuhr sind erhalten geblieben und von diesen trägt nur eine Handvoll eine Inschrift“, sagt Launaro.

Der Volkstribun Marcus Novius Tubula hat sie gestiftet

Bei der Inschrift an der Basis handelt es sich um einen abgekürzten Namen: M (arcus) NOVIUS M (arci) F (ilius) TUBULA . Dies bedeutet: Marcus Novius Tubula, Sohn von Marcus. Auf dem gekrümmten Rand der Sonnenuhr steht zudem der Verweis, welches Amt er bekleidet hat: TR(ibunus) PL(ebis). Außerdem ist hier vermerkt: D(e) S(ua) PEC(unia). Unterm Strich besagt die Inschrift damit, dass der Volkstribun Marcus Novius Tubula die Uhr in Auftrag gegeben und von seinem eigenen Geld bezahlt hat. Den Forschern zufolge weist der Schriftstil darauf hin, dass die Sonnenuhr aus der Mitte des 1. Jahrhundert v. Chr. stammt.

Tibunus Plebis war damals ein wichtiges Amt in der römischen Republik. Die zehn gewählten Volkstribune waren in Rom für die Belange des einfachen Volkes zuständig. Viele von ihnen sind bekannt. Doch Marcus Novius Tubula ist nun ein Neuzugang in der Liste, sagen die Archäologen. Ihnen zufolge hat er die Sonnenuhr vermutlich in seiner Heimatstadt zur Feier seiner Wahl gestiftet. Dies belegt, dass damals auch Männer aus vergleichsweise unbedeutenden Orten im römischen Reich wichtige Ämter in Rom erlangen konnten.

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„Interamna Lirenas besaß eigentlich kein bemerkenswertes Prestige oder beachtlichen Einfluss“, sagt Launaro. „Es war eine durchschnittliche, mittelgroße Siedlung – aber genau das macht Interamna Lirenas zu einem interessanten Fallbeispiel über die Verhältnisse in den meisten römischen Städten in Italien zu dieser Zeit“, sagt der Archäologe.

Quelle: University of Cambridge
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