Die Geschichte eines großen antiken Reichs über ein halbes Jahrtausend anhand nur einer Fundstelle zu erzählen, ist zweifellos ein Wagnis. Doch Andreas Schachner, dem derzeitigen Ausgräber von Hattuscha, ist es gelungen, aus den archäologischen Mosaiksteinchen, die in den letzten 100 Jahren in der Hethiter-Hauptstadt ausgegraben wurden, ein spannendes Bild der anatolischen Großmacht zu entwerfen. Woher sie kam und wohin sie ging, ist noch immer nicht restlos geklärt. Ihre Architektur war beeindruckend, ihre zentrale Staatskunst zwar nicht feinsinnig, aber doch ausdrucksstark. Die hethitischen Techniker gehörten mit ihrem Wassermanagement sicher zur Elite der Zeit, die staatliche Vorsorge mit riesenhaften Getreidespeichern war beachtlich.
Aufstieg, Aufbau und Niedergang dieses zentralistisch geführten Reichs im ersten Jahrtausend vor Christus, das sich mit den Ägyptern anlegte, den ersten staatlichen Friedensvertrag abschloss und eine für die Antike völlig unbekannte Staatsauffassung entwickelte, zeichnet der Autor (manchmal zu) detailreich auf. Dabei hält er sich strikt an die archäologischen Fakten, was beim Leser einige Kenntnis der hethitischen Geschichte voraussetzt. Es ist ein profundes Werk zum aktuellen Stand der Hethiter-Archäologie – allerdings: Die nicht seltenen 15-Zeilen-Sätze hätten dem Lektor auffallen müssen – und die rücksichtslos auf Buchseite getrimmten und deshalb oft unlesbaren Zeichnungen sind ein Ärgernis. Michael Zick
Andreas Schachner HATTUSCHA C.H. Beck, München 2011 366 S., € 34,– ISBN 978–3–406–60504–8