Ausgerechnet im Neandertaler-Jubiläumsjahr 2006 – 1856 wurden die Knochen des namengebenden Individuums entdeckt – machten Archäologen jetzt einen sensationellen Fund: Im Braunkohle-Tagebaugebiet bei Titz, nahe Jülich, stießen sie auf die Überreste einer 120 000 Jahre alten Freiland-Behausung der robusten Urzeitler. So etwas ist extrem selten: Bislang stammen Neandertaler-Funde fast immer aus Höhlen oder vom Fuß überhängender Felswände.
Das Grabungsteam um Udo Geilenbrügge vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege in Pulheim bei Köln fand eine ovale Vertiefung im Boden, in deren Umkreis 60 charakteristische Neandertaler-Werkzeuge lagen – Beile, Klingen und Schaber aus Feuerstein. Die Archäologen deuten die Vertiefung als Grundriss eines Zeltes oder einer Hütte, vermutlich ein mit Tierhäuten bedecktes Gerüst aus zusammengebundenen jungen Baumstämmen.