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Steinzeit-Hirten prägten Serengeti

Geschichte|Archäologie

Steinzeit-Hirten prägten Serengeti
Viehherde in der Serengeti
Die Savanne der Mara-Serengeti ist bis heute von steinzeitlichen Hirten und ihren Herden geprägt (Foto: Fiona Marshall)

Die Serengeti mit ihren großen Herden wandernder Gnus, Zebras und anderer Wildtiere, gilt meist als Inbegriff der unberührten afrikanischen Wildnis. Doch das täuscht, wie nun eine Studie enthüllt. Denn schon vor tausenden von Jahren lebten dort halbnomadische Hirten, deren Lebensweise die Savannen-Natur bis heute entscheidend geprägt hat. Wie die Forscher herausfanden, hat der Dung der nachts in runden Gehegen gehaltenen Weidetiere den Boden der Savanne mit Nährstoffen und Mineralen angereichert. Bis heute bilden diese Areale gut erkennbare Hotspots des Pflanzenwachstums und der Artenvielfalt.

Die Serengeti und besonders das Gebiet am Mara-Fluss in Kenia ist eine der bekanntesten Landschaften der Erde. Die afrikanische Savanne ist dort geprägt durch weite Grasflächen, die von einzelnen Bäumen oder kleinen Baumgruppen unterbrochen sind. Für Millionen von Gnus, Zebras, Antilopen und andere afrikanische Huftiere ist dieses ausgedehnte Savannengebiet eines der wenigen verbliebenen großen Verbreitungsgebiete. Für viele Raubkatzen ist die Mara-Serengeti eines ihrer letzten Refugien. Sie gilt zudem als eine der letzten ursprünglichen Landschaften der Erde.

Grüne Hotspots in der Savanne

Doch blickt man aus der Luft oder aus dem Orbit auf die Mara-Serengeti herab, fällt ein seltsames Muster ins Auge: Vor allem nach Regenfällen sind zahlreiche rundliche, bis zu hundert Meter große Areale zu erkennen, in denen das Savannengras üppiger sprießt als in der Umgebung. Diese Stellen ziehen daher auch viele Tiere an – und beeinflussen teilweise sogar deren Wanderungsrouten. „Diese Hotspots sind bevorzugte Weidegebiete für sowohl wilde als auch für domestizierte Pflanzenfresser“, erklärt Seniorautor Stanley Ambrose von der University of Illinois in Urbana. „Die Tiere fressen sich hier oft früh am Morgen satt und bekommen so ein nährstoffreiches Frühstück, das ihnen dann den ganzen Tag über Energie liefert.“ Auch die Hirten der Massai und andere nomadische Hirtenvölker treiben ihre Weidetiere zum Grasen bevorzugt in diese grünen Areale.

Was aber ließ diese Hotspots der Fruchtbarkeit in der Savanne entstehen? Zwar kennen Forscher einige natürliche Phänomene, darunter Termitenbauten, Brände und vulkanische Ablagerungen, die besonders nährstoffreiche Böden hinterlassen. Doch die grünen Hotspots passen in ihrer Größe und auffällig runden Form zu keinem davon. Schon länger vermuten Forscher daher, dass sie keines rein natürlichen Ursprungs sind, sondern dass Menschen hier ihre Hand im Spiel hatten. Um das zu überprüfen, haben Fiona Marshall von der Washington University in St Louis und ihr Team fünf Fundstätten in der Mara-Serengeti im Süden Kenias untersucht, in denen vor rund 1550 bis 3700 Jahren halbnomadische Hirten ihre Rinder, Ziegen oder Schafe hielten. Typischerweise ließen die jungsteinzeitlichen Viehzüchter ihre Herden bei Tag frei in der Savanne grasen, sperrten sie aber bei Nacht zum Schutz vor Raubtieren in große Gehege ein.

Erbe steinzeitlicher Herden

Die Forscher haben nun die Bodenbeschaffenheit in diesen steinzeitlichen Viehgehegen analysiert und dabei Interessantes entdeckt: Etwa einen halben Meter unter der Bodenoberfläche findet sich eine bis zu 30 Zentimeter dicke Schicht grauen, feinkörnigen Sediments. „Farbe, Struktur und Beschaffenheit dieser Schicht unterschieden sich deutlich von denen der umliegenden Bodenbereiche“, berichten die Wissenschaftler. Gleichzeitig sind in dieser Schicht auch die Gehalte von wichtigen Pflanzennährstoffen wie Phosphor, Stickstoff, Kohlenstoff und Calcium deutlich erhöht, wie die chemischen Analysen ergaben. Die Forscher schließen daraus, dass der in den Nächten reichlich anfallende Dung der steinzeitlichen Herden an diesen Stellen den Boden mit diesen Nährstoffen angereichert hat – und dass dieser Effekt mehr als 3000 Jahre später noch immer nachweisbar ist.

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Nach Ansicht von Marshall und ihren Kollegen könnten daher viele der bisher so rätselhaften grünen Hotspots in der Savanne der Mara-Serengeti die Überreste solcher steinzeitlichen Nachtweiden sein. „Die überraschende Langlebigkeit dieser Nährstoff-Hotspots demonstriert das lange nachwirkende Erbe der prähistorischen Hirten“, sagt Marshall. „Erst ihre Rinder, Ziegen und Schafe trugen dazu bei, die Savannenlandschaft Afrikas im Laufe der letzten drei Jahrtausende zu bereichern und vielfältiger zu machen.“ Denn in diesen Hotspots finden nicht nur Gräser und Pflanzenfresser besonders gute Bedingungen vor, auch Insekten und Bodenorganismen sind hier besonders zahlreich vertreten – was wiederum Vögeln, Reptilien und anderen kleineren Tieren günstige Bedingungen bietet. „Als die steinzeitlichen Hirten vor mehr als 3500 Jahren nach Ostafrika kamen, veränderten sie die Vegetationsmuster zum Besseren“, ergänzt Ambrose. „Ihre verlassenen Siedlungsplätze haben dem Ökosystem der Grassavanne mehr Vielfalt, Stabilität und Resilienz verliehen.“

Quelle: Fiona Marshall (Washington University, St Louis) et al., Nature, doi: 10.1038/s41586-018-0456-9

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