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Steinzeitjäger hatten vor 12.000 Jahren den ersten Fisch am Haken

Geschichte|Archäologie

Steinzeitjäger hatten vor 12.000 Jahren den ersten Fisch am Haken
Steinzeitlicher Angelhaken aus der archäologischen Fundstelle Wustermark. Hergestellt wurde er vor 12.300 Jahren. (Foto: Universität Kiel, Sommer)

Ein Forschungsteam der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des Museums für Ur- und Frühgeschichte in Potsdam stellen in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Journal of Archaeological Science“ ihre Ergebnisse zur Geschichte der Angel-Kultur in Europa vor. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten dafür über 12.000 Jahre alte archäologische Funde. „Unsere Ergebnisse verraten erstaunliche Details über die Nutzung der Umwelt durch den Menschen und über die Entwicklung des Angelns auf unserem Kontinent“, erklärt Privatdozent Dr. Robert Sommer vom Institut für Natur- und Ressourcenschutz der Universität Kiel. „Wer bisher annahm, dass die Jägerkulturen der ausgehenden Eiszeit ausschließlich mit Harpunen oder Speeren Jagd auf Großtiere wie Rentiere oder Pferde machten, wird eines besseren belehrt – sie angelten nämlich auch schon Hecht!“ Schon im Jahre 1998 entdeckte der Prähistoriker Jonas Beran bei einer Ausgrabung in der Gemeinde Wustermark (Brandenburgisches Havelland) in der Nähe des Havelkanals verdächtige Artefakte und Knochenspitzen, die auf die Tätigkeit der urzeitlichen Jäger und Sammler in dieser Region hinwiesen. Der Potsdamer Urgeschichtsforscher und Mitautor der aktuellen Publikation, Bernhard Gramsch, ist ein Experte für die Steinzeit Nordeuropas. Er erkannte sofort den Wert, welche die Gegenstände für die Rekonstruktion unserer Kulturgeschichte haben. Aus dem gesamten Fund bargen die Archäologinnen und Archäologen sechs Angelhaken aus Knochenmaterial. „Als eine kleine Sensation stellte sich heraus, dass einer der Angelhaken gar nicht – wie zunächst vermutet – aus Knochenmaterial hergestellt war, sondern möglicherweise aus Elfenbein (Stoßzahn) des Mammuts“, berichtet Gramsch.

Demnach stellen die vorzeitlichen Angelhaken aus Wustermark (Brandenburg) neben verschiedenen Belegen aus Frankreich, Deutschland und Österreich den bisher umfangreichsten Fund an Angelhaken aus dem „Spätpaläolithikum“, der letzten Epoche der Altsteinzeit, in Europa dar. „Bisher glaubte man, dass die Angelhaken als Werkzeug zum Fischfang eine typische technische Errungenschaft der Mittleren Steinzeit (Mesolithikum) waren – die Existenz der Funde aus Brandenburg sind jedoch ein Hinweis dafür, dass das Angeln seine Wurzeln schon in der Späten Altsteinzeit hat“, sagt der Archäologe Bernhard Gramsch. „Wir können im Fall des Angelhakens aus Mammut-Elfenbein zeigen, dass die eiszeitlichen Menschen schon einen subfossilen Rohstoff für technische Zwecke nutzten, denn das Elfenbein weist ein Radiokarbonalter von etwa 19.000 Jahren auf. Erst etwa 7000 Jahre später wurde daraus der Angelhaken hergestellt“, so Gramsch weiter. „Es ist interessant zu sehen, dass die sich ändernden Umweltbedingungen vor zirka 12.300 Jahren die Rentierjäger dazu verleitet haben, schon vor dem Ende der Eiszeit ans Angeln zu denken“, ergänzt Robert Sommer. „Aufgrund der Knochen- und Pollenfunde aus der archäologischen Siedlung wissen wir, dass die Menschen in der ausgehenden Eiszeit schon Gewässer in der Landschaft vorfanden, die eine gute Voraussetzung für das Angeln von Hechten waren. Und das betrieben sie offensichtlich auch intensiv, denn das Auffinden von gleich sechs Angelhaken und zahlreichen Knochenresten von Hechten kann kein Zufall sein.“ Der einmalige Fund dokumentiere deshalb in anschaulicher Weise eine am Ende der Eiszeit erfolgte Wende im ökonomischen Verhalten des Menschen: Die hoch spezialisierten Rentierjäger beginnen mit dem Hechtangeln. „So passten sie sich an die zunehmende Klimaveränderung an“, erläutert Sommer.

Quelle: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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