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Steinzeitliche Handwerkskunst

Geschichte|Archäologie

Steinzeitliche Handwerkskunst
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Der Eingang zur Dzudzunana-Höhle in Georgien, in der die Flachsfasern entdeckt wurden. Foto: Science/AAAS
Wissenschaftler haben in Georgien 34.000 Jahre alte Reste von Flachsfasern gefunden, die von Menschen zur Herstellung von Kleidung oder Gebrauchsgegenständen verwendet wurden. Die Nutzung von Pflanzenfasern durch Menschen ist somit rund 6.000 Jahre älter als bisher angenommen. Die Wissenschaftler hatten in den Fundstätten aus der Steinzeit eigentlich nach Pollenresten gesucht und waren nur durch Zufall bei mikroskopischen Untersuchungen auf die Flachsreste gestoßen.

Die Leinenfasern stammten von wilden Pflanzen, die die Menschen in ihrer Umgebung sammelten. „Der Einsatz von Fasern war ein entscheidender Schritt. Sie könnten für Teile von Kleidungsstücken, Seile, Körbe oder zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen verwendet worden sein“, erklärt der Archäologe Bar-Yosef. Aus Fasern gefertigte Gegenstände boten den Menschen, die vor 34.000 Jahren im heutigen Georgien unter unwirtlichen Lebensbedingungen lebten, einen Überlebensvorteil. Die Jäger und Sammler hatten vielfältige Verwendungsmöglichkeiten für die Pflanzenfasern. Sie konnten sich damit gegen die Kälte schützen oder Transporthilfen für Gegenstände daraus fertigen. Offenbar färbten die Menschen die Fasern sogar ein: Einige wiesen Reste von Pigmenten auf, die aus Wurzeln oder anderen Pflanzenteilen gewonnen werden. Dabei mochten es die Menschen offenbar bunt: Die Forscher fanden gelbe, rote, blaue, violette, schwarze, braune, grüne und khaki-farbene Fasern.

Die Fasern und mit ihnen gefertigten Gegenstände sind größtenteils Abbauprozessen zum Opfer gefallen und mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen. Die Fasern wurden entweder in Rohform verwendet oder miteinander verdreht zur Herstellung von Seilen genutzt. Ihr Alter erstaunte die Forscher, gingen sie doch bisher davon aus, dass Fasergebrauch höchstens 28.000 Jahre alt ist, wie entsprechende Funde aus der Tschechischen Republik belegen. „Das Alter der Fasern war eine große Überraschung“, sagt Bar-Yosef. Durch eine Isotopenanalyse konnte sein Team das Alter der Fasern datieren. Mit dieser auf dem radioaktiven Zerfall von Kohlenstoffatomen basierenden Methode kann genau bestimmt werden, wann eine Pflanze gewachsen ist ? oder wie im Falle der Flachsfasern, wann Menschen sie ernteten und für ihre Zwecke einsetzten.

Der eigentliche Zweck der Untersuchung war ursprünglich ein anderer: Die Wissenschaftler wollten Veränderungen in Vegetation und Temperatur während der letzten paar tausend Jahre rekonstruieren, wozu sie Pollenuntersuchungen an den Böden durchführten. Dabei gerieten ihnen Strukturen der Flachsfasern unter die Linse.

Ofer Bar-Yosef (Harvard-Universität in Cambridge): Science (Vol. 325, S. 1359). ddp/wissenschaft.de – Martina Bisculm
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