Zechen, Kokereien, Hütten und Kraftwerke – genau wie das Ruhrgebiet war Oberschlesien über viele Jahrzehnte durch die Bauten der Montanindustrie geprägt. Bis 1989 haben die Industriekomplexe im heutigen Polen die Zeiten nahezu unbeschadet überdauert. Seither ist die Region tief greifenden Veränderungen unterworfen. Viele Beispiele beeindruckender Industriearchitektur, die vorwiegend noch aus deutscher Zeit stammen, wurden bereits stillgelegt oder abgerissen. Eine Fotoausstellung im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund setzt dem industriellen Erbe ein künstlerisches Denkmal. Struktur und Architektur. Das postindustrielle Kulturerbe Oberschlesiens heißt die Schau, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) heute eröffnet.
Fotograf Thomas Voßbeck von der Berliner Gemeinschaft “Europareportage” hat die Orte der Montanindustrie und weitere historische Bauten wie Stellwerke und Schleusen mit der Kamera aufgesucht. Durch Bildkomposition und Lichteinfall hat er Hallen und Maschinen in Szene gesetzt. Auf den 46 großformatigen Farbfotografien, die jetzt in Dortmund zu sehen sind, werden dem Betrachter aus dem Ruhrgebiet manche Motive fast bekannt vorkommen, zum Beispiel die Elektro-Fördermaschine der Zeche Wieczorek in Kattowitz (Katowice), die an das Pendant auf der Zeche Zollern erinnert, oder die Odertal-Kokerei in Deschowitz, ein Bauensemble im Stil der Neuen Sachlichkeit, das die Zollverein-Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer entworfen haben.
Das Projekt “Struktur und Architektur” wurde von Europareportage und dem Deutschen Kulturforum östliches Europa in Zusammenarbeit mit dem Schlesischen Museum Katowice realisiert.
Das Begleitbuch enthält neben Fotografien auch eine CD mit Klangkompositionen von Richard Ortmann, der die Industriegeräusche Oberschlesiens aufgezeichnet hat, bevor sie durch den Strukturwandel verschwinden werden:
Europareportage (Hrsg.): Struktur und Architektur. Das postindustrielle Kulturerbe Oberschlesiens. Deutsch-polnischer Bildband mit Fotografien von Thomas Voßbeck und einer CD des Klangkünstlers Richard Ortmann, 200 Seiten. Mit Beiträgen von Krzysztof Karwat, Uta C. Schmidt, Dawid Smolorz, Joanna Tofilska, Albrecht Tyrell und Dariusz Walerjaski.