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Tempel erzählen Erdbebengeschichte

Erde|Umwelt Geschichte|Archäologie

Tempel erzählen Erdbebengeschichte

Schiefe Säulen, rissige Stufen, verschobene Dächer: Charakteristische Schäden an alten Tempeln im Nordwesten Indiens haben Seismologen Einblicke in die Erdbebengeschichte dieser von Erschütterungen bedrohten Region geliefert. Die sogenannte Archäoseismologie kann dadurch wichtige Hinweise über die Gefahr anstehender Erdbeben geben, sagen die Forscher.

Die gigantischen Kräfte, die das Himalaya-Massivs aufgetürmt haben, sind nach wie vor am Werk: Die Region Chamba, im nordinischen Bundesstaat Himalcha Pradesh wurde und wird deshalb immer wieder von teils heftigen Erdbeben heimgesucht. Es gibt über die geschichtlichen Katastrophen zwar historische Berichte, doch aus ihnen gehen kaum Informationen über die Epizentren und die Stärken der einstigen Erdstöße hervor. Doch wie die Forscher um Mayank Joshi und V.C. Thakur vom Wadia Institute of Himalayan Geology berichten, lassen sich entsprechende Informationen an Schäden von alten Tempeln der Region ablesen, die teilweise aus dem 7. Jahrhundert n. Chr. stammen.

Den Wissenschaftlern zufolge ist es nicht einfach, Schäden durch Erdbeben vom Effekt des Zahns der Zeit zu unterscheiden. Aber wie sie berichten, bekommt man als Archäoseismologe einen Blick für die typischen Zeichen, die historische Erdstöße einst verursacht haben. Diese Schäden sind demnach durch einheitliche Muster und Richtungen geprägt. „Spuren von Alterung oder Senkungen des Untergrunds zeigen hingegen keine geregelten Muster“, erklärt Joshi.

Historische Informationen mit Zukunfts-Bedeutung

Konkret erfassten die Forscher an den Tempeln beispielsweise das Ausmaß und die Richtung der Neigung von Säulen oder der gesamten Baustrukturen sowie charakteristische Risse und weitere Schäden. „Die Deformationsstrukturen können uns auch einige Hinweise auf die Intensität eines Erdbebens geben“, sagt Joshi. Ihre Ergebnisse verglichen sie dann mit historischen Aufzeichnungen über Erdbeben in der Region und mit Informationen über geologische Bruchzonen. So konnten sie Rückschlüsse darauf ziehen, welches Erdbeben die Schäden verursacht hat.

Sie konnten auf diese Weise zeigen, dass ein Beben im Jahr 1903 die Tempel in der Stadt Bharmour beschädigt hat, wohingegen die Spuren an den Tempeln der Stadt Chamba von einem Erdbeben verursacht wurden, das die Region Kaschmir im Jahre 1555 heimsuchte. Sein Epizentrum lag den Forschern zufolge, im Srinagar-Tal, etwa 200 Kilometer nordwestlich von Chamba. Diese Informationen legen nahe, dass es in dem östlichen Kaschmir Himalaya Segment zwischen Srinagar und Chamba in den letzten 451 Jahren kein schweres Erdbeben mehr geben hat.

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Das wiederum bedeutet: Es muss sich dort erhebliche Spannung aufgebaut haben, die sich nun eines Tages heftig entladen könnte. „Sie könnte ein Erdbeben ähnlicher Größenordnung hervorrufen, wie es 2005 den Osten Kaschmirs verwüstet hat“, befürchtet Joshi. Das Beben der Stärke 7,6 tötete vor allem in Nord-Pakistan mehr als 85.000 Menschen und verursachte massive Schäden an der Infrastruktur.

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