Schon Tausend Jahre vor den Inka hatten die Könige von Tiahuanaco die Sonnen- und Mondinsel im Titicacasee für sich als heilige Stätten entdeckt und mit Opfergaben überzogen. Dies ist das Ergebnis der archäologischen Grabung der Anthropologen Brian Bauer und Charles Stanish.
In drei Grabungskampagnen von 1995 bis 1997 stießen die Forscher auf 185 archäologische Stätten auf den Inseln. Angefangen mit den ersten Jägern und Sammlern datierten diese von 2.000 vor Christus bis in die Zeit der Inka (Mitte 2. Jahrtausend nach Christus), die dort dem Sonnen- und Mondgott Tempel geweiht hatten. Die Kartierung der Ruinen ergab auch die exakte Pilgerroute, die die Gläubigen vom Festland aus bis ans andere Ende der Inseln führte, wo sich die heiligen Stätten befanden.
Die exakte Datierung der Fundstellen und der Funde ergaben darüber hinaus, dass beide Inseln bereits zur Zeit der Tiahuanaco (400 bis 1000 nach Christus) als heilige Stätten verehrt wurden. „Wir fanden zahlreiche vom Festland importierte Materialien an den heiligen Stätten“, so Bauer. „Wahrscheinlich wollten auch die Tiahuanaco Könige, wie später die Inka Könige, diese heiligen Stätten in ihre wachsenden Staaten integrieren.“
Bislang waren die Sonnen- und Mondinsel als heilige Stätten der Inka bekannt. Die hervorragenden Tempel und astronomischen Observatorien wurden von einer Vielzahl königlicher Diener gepflegt, die auch die vielen Pilgerreisenden bedienten.
Birgit Kahler