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Tradition der Moderne

Forschung

Tradition der Moderne
Auch heute noch sind die Spuren vergangener Stilrichtungen begehbar: Jugendstil-Wendeltreppe im Hauptgebäude der Universität. (© Bauhaus-Universität Weimar, Foto: Tobias Adam)

Die am 1. Oktober 1860 in Weimar von Großherzog Carl Alexander gegründete Kunstschule feiert in diesem Jahr als Bauhaus-Universität ihr 150- jähriges Bestehen. Neben den sogenannten Werkstattgesprächen zu der Ausprägung und Geschichte der Hochschule gehören auch Ausstellungen und mehrere Feierlichkeiten zum Veranstaltungsprogramm im Jubiläumsjahr. Bereits am 5. Februar wurde der unter dem Schutz des UNESCO Welterbe stehende Van-de-Velde-Bau nach zweijähriger Sanierung wiedereröffnet.

Ihr heutiger Name deutet bereits auf die besonderen künstlerischen Einflüsse der Universität hin. Schon Ende des 19. Jahrhunderts löste sich die Kunstschule von den akademischen Traditionen und hob die Natur als beherrschendes Motiv in den Vordergrund. Ähnlich wie die neuen Strömungen in Frankreich orientierten sich auch die Vertreter der „Weimarer Malerschule“ an einer neuartigen, realistischen Darstellung von Naturlandschaften. Mit der Ausbildung von Bildhauern wuchs auch das Aufgabenfeld der Kunstschule, die im Jahr 1910 den Rang einer Hochschule für bildende Kunst erlangte.

Neben der Kunsthochschule entwickelte sich zugleich ein zweites Vorgängerinstitut der heutigen Universität in Weimar. Großen Einfluss dabei hatte der aus Belgien stammende Designer Henry van de Velde. 1902 wurde er nach Weimar berufen und gründete dort die Kunstgewerbeschule. Mehr als ein Jahrzehnt prägte er die neuen künstlerischen Strömungen in Weimar. Der Berliner Architekt Walter Gropius gründete 1919 dann das Staatliche Bauhaus, welches die ältere Kunsthochschule und Van de Veldes Kunstgewerbeschule zusammenführte. Die Einigung währte jedoch nur kurz: Bereits zwei Jahre später löste sich die eher traditionell gebliebene Kunsthochschule vom fortschrittlichen Bauhaus. Ziel der Bauhaus-Bewegung um Gropius war es, alle gestalterischen Künste zusammen mit den technischen Herausforderungen der neuen Industrie zu vereinen. Maßgebend sollte dabei die Architektur sein. Bis heute zeugen erhalten gebliebene Wohnhäuser, Industriebauten aber auch Möbelstücke und Haushaltsgegenstände von der neuen Stilrichtung, die in Weimar ihren Anfang nahm und Weltruhm erlangte.

Die gemeinsame Geschichte von Universität und Bauhaus war jedoch bald beendet. 1925 musste das Bauhaus aus politischen Gründen nach Dessau umsiedeln, von 1932 bis zu seiner endgültigen Schließung durch die Nationalsozialisten 1933 wurde das Bauhaus von Mies van der Rohe in Berlin geleitet. Währenddessen führte der in Weimar 1930 von der NSDAP eingesetzte Hochschuldirektor Paul Schultze-Naumburg eine Neuorientierung der Universität durch: Man entsprach der NS-Ideologie und setzte nationale Heimatmotive künstlerisch um. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Hochschule unter der sowjetischen Besatzungsmacht neu aufgebaut, 1951 fiel die Abteilung für bildende Künste heraus.

Seit einer Rektoratsverfassung im Jahr 1954 bis 1996 erhielt die Universität den Namen „Hochschule für Architektur und Bauwesen“. Erster Rektor wurde der Architekt Otto Englberger. Zur gleichen Zeit wurden die neuen Fakultäten für Bauingenieurwesen sowie für Baustoffkunde und Baustofftechnologie eröffnet. Damit war die Hochschule eine der wichtigsten bauwissenschaftlichen Universitäten der DDR.

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Nach der Wende erfolgte eine Neustrukturierung der Fakultäten. Ziel war es, mit dem breiten Lehrangebot in den Bereichen Kunst, Design und Kommunikation über Architektur und Stadtplanung bis zu den bauwissenschaftlichen Fächern und Informatik, eine neue Anlehnung an die Bauhausidee zu schaffen. 1996 erhielt die Weimarer Hochschule ihren heutigen Namen, der bewusst an die bedeutende Strömung der 1920er Jahre und ihre künstlerisch-technische Ausrichtung anknüpft: Bauhaus-Universität Weimar.

Über die 150-jährige Geschichte der Hochschule erscheint im Rahmen der Feierlichkeiten am 30. September die Jubiläumspublikation „Wir sind! Wir wollen! Und wir schaffen!“ Der Titel zitiert den Künstler Oskar Schlemmer aus dem Manifest zur Bauhaus-Ausstellung von 1923. Über weitere Angebote und Veranstaltungen des Jubiläumsjahres informiert die Internetpräsenz der Bauhaus-Universität Weimar.

Quelle: Philipp Meller
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