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Überraschender Wrack-Fund

Archäologie

Überraschender Wrack-Fund
Ein Archäologe untersucht die Überreste des Wracks. © Wessex Archaeology

Ein Relikt aus dem elisabethanischen Zeitalter: Archäologen berichten über ein rund 450 Jahre altes Schiffswrack, das an einem überraschend wirkenden Ort entdeckt wurde: in einem etwa 300 Meter landeinwärts gelegenen Kiestagebau in Südengland. Offenbar hatte das Schiff dort seine letzte Ruhestätte gefunden, als die Küstenlinie noch anders verlief als heute. Es handelt sich bei dem Wrack um eines der wenigen Zeugnisse des Schiffbaus aus der Ära, als England seine Seemacht entscheidend ausbaute, sagen die Experten.

Normalerweise haben es die Arbeiter der Firma CEMEX in dem Tagebau auf der Landzunge von Dungeness in der Grafschaft Kent nur mit Kies und Sand zu tun. Doch im April 2022 stießen sie auf etwas Ungewöhnliches: Beim Ausbaggern eines mit Wasser gefüllten Bereichs entdeckten sie die Spuren einer offenbar historischen Holzkonstruktion. Um die Bedeutung des Fundes zu klären, wandten sie sich an die Experten der Organisationen Wessex Archaeology und Historic England. Im Zuge der eingeleiteten Untersuchung förderte das Archäologenteam dann rund 100 Planken und Balken aus Eichenholz zutage. Die Funde wurden auch durch Laserscans und Digitalfotografie erfasst und schließlich zu einem dreidimensionalen Modell des gesamten Objektes zusammengesetzt.

3D-Modell des Rumpfes. © Wessex Archaeology

Aus elisabethanischer Zeit

So zeichneten sich die Überreste des Rumpfes eines vermutlich einst etwa 25 Meter langen Schiffes ab. Die Merkmale der Bauweise legten nahe, dass es sich um eine Konstruktion aus der Tudor-Ära gehandelt hat. Um Genaueres zu erfahren, wurde das Material dann einer dendrochronologische Analyse unterzogen. Dabei liefern Signaturen in den Jahresringstrukturen des Holzes Hinweise auf das Alter und die Herkunft des Materials. Aus den Ergebnissen ging hervor, dass das Schiff zwischen 1558 und 1580 aus englischer Eiche gebaut worden war. Es handelte sich demnach um eine Konstruktion aus der Zeit von Königin Elisabeth I. – der letzten Herrscherin aus dem Hause Tudor. Nur sehr wenige Spuren aus dieser für die Geschichte der Schifffahrt wichtigen Zeit sind bis heute erhalten geblieben, betonen die Experten.

Die genaue Identität des Schiffs konnte zwar nicht geklärt werden, doch es repräsentiert ihnen zufolge ein charakteristisches Beispiel für den Schiffsbau des späten 16. Jahrhunderts. „Dies war ein unerwarteter und sehr willkommener Fund. Das Schiff kann uns Einblicke in eine Zeit ermöglichen, in der sich große Veränderungen in der Seefahrt und im Schiffbau abspielten“, sagt Andrea Hamel von Wessex Archaeology. Denn der Fund stammt aus einer Übergangszeit der Konstruktionsweise in Nordeuropa, sagen die Archäologen.

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Zeugnis der Schifffahrts-Geschichte

Das Schiff von Dungeness war den Befunden zufolge bereits in der sogenannten Kraweelbauweise hergestellt worden. Sie löste damals die traditionelle Klinkerkonstruktion ab, bei der die Planken einander überlappend angebracht wurden – wie etwa bei den Schiffen der Wikinger. Bei der Kraweelbauweise werden hingegen zuerst die inneren Spantenstrukturen gebaut und später werden dann bündig verlegte Planken angebracht. So entsteht ein glatter Außenrumpf und große Schiffe erhalten durch diese Bauweise mehr Stabilität.

Zu der Frage, wie das Schiff zu seiner etwa 300 Meter von der Küste entfernten letzten Ruhestätte gelangt ist, erklärt das Team: Im 16. Jahrhundert reichte das Meer offenbar noch bis dorthin – der Küstenverlauf hat sich aufgrund von Sedimentierungsprozessen im Lauf der Jahrhunderte verändert. Das Schiff könnte demnach damals am Fundort verunglückt und auf Grund gelaufen sein. Möglicherweise wurde es aber auch am Ende seiner Dienstzeit dort absichtlich abgewrackt, sagen die Experten.

Nach Abschluss der Untersuchungen sollen die Überreste des Schiffes auch erneut wieder am Fundort „beigesetzt“ werden, schreibt Wessex Archaeology abschließend. Wie in der Vergangenheit können die Sedimente das Relikt dort auch zukünftig ideal konservieren, erklärt das Team.

Quelle: Wessex Archaeology

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