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Überreste von Königin Editha identifiziert

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Überreste von Königin Editha identifiziert

Die Ende 2008 im Magdeburger Dom gefundenen Gebeine stammen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tatsächlich von der deutschen Königin Editha (zirka 910 – 946). Die Untersuchungen eines internationalen Archäologen- und Anthropologen-Teams lassen daran kaum noch Zweifel. Deutsche und britische Wissenschaftler haben mit modernsten Forschungsmethoden die menschlichen Überreste aus dem bei Grabungen im Dom entdeckten Bleisarg untersucht und die Ergebnisse mit den wenigen Überlieferungen zu Königin Editha verglichen.

Editha war die erste Gemahlin des deutschen Königs Otto I. Um 910 als Tochter des englischen Königs Edward dem Älteren in Winchester geboren, heiratete sie 929 den späteren deutschen König und römischen Kaiser in Magdeburg und erlangte als dessen Gemahlin höchste Beliebtheit beim Volk. Aufgrund ihrer frommen Schenkungen, ihrer Tugendhaftigkeit undallgemeinen Mildtätigkeit wurde sie sogar als „Heilige“ verehrt. 946 starb sie früh und wurde im Magdeburger Mauritiuskloster beigesetzt, an dessen Stelle heute der Dom steht.

Ihre Überreste galten lange als verschollen. Ihr Grab im Dom wurde für einen Kenotaphen gehalten, ein Scheingrab, das zur Ehrung eines Toten errichtet wird, ohne tatsächlich dessen Gebeine zu beinhalten. Für archäologische Ausgrabungen im Dom sollte 2008 schließlich das angebliche Scheingrab verlegt werden. Vorsichtshalber spähten die Forscher mittels einer Kamera in das Innere des Sarkophags. Dabei stellten sie fest, dass der vermeintliche Kenotaph doch nicht leer war, sondern den Bleisarg enthielt. Eine Inschrift im dessen Deckel besagte, dass er die sterblichen Überreste der Königin Editha in sich trüge. Die Entdeckung hatte damals international für Aufsehen gesorgt.

Zunächst hatten Anthropologen der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität die Funde analysiert. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Gebeine von einer Frau zwischen 30 und 40 Jahren stammen. Ihre Knochen wiesen Spuren von Krankheiten und Mangelerscheinungen im frühen Jugendalter auf. Besonders fiel den Forschern eine so genannte Reiterfacette auf. Dies ist eine für Reiter typische Deformation des Oberschenkelknochens. Eine solche Verformung lässt auf eine adlige Herkunft der Toten schließen. Das legen auch die Befunde zu den Ernährungsgewohnheiten der Verstorben nahe. Diese hatten das Leibnitz-Labor der Kieler Christian-Albrechts-Universität und das Klaus-Tschira-Labor in Mannheim anhand von Kohlenstoffisotopen-Analysen untersucht.

Weiterhin stellten die Anthropologen aus Mainz fest, dass Teile des Skeletts fehlten. Diese Lücken ließen sich nicht durch den Zustand der Gebeine erklären. Daher vermuten die Forscher, dass Teile der Überreste dem Grab entnommen wurden – wahrscheinlich für die Herstellung von Reliquien oder aus anderen religiösen Motiven.

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Die Ergebnisse aus diesen ersten Untersuchungen sprachen also für die Glaubwürdigkeit der Sarginschrift, welche auf Königin Editha verwies. Allerdings reichten diese Resultate nicht für eine einwandfreie Identifizierung der Gebeine aus. Anhand von Isotopenuntersuchungen wurde daraufhin versucht, mehr über die Lebensumstände der Toten herauszufinden. Eine derartige Analyse von chemischen Ablagerungen in den Knochen gibt Aufschluss über die Aufenthaltsorte der Verstorbenen. Sowohl das Labor der Universität Mainz als auch der Universität Bristol kamen unabhängig voneinander zu dem gleichen Ergebnis: Die Tote wurde in der Nähe von Winchester im südenglischen Essex geboren.

Noch genauere Erkenntnisse konnten die Forscher mit der neuartigen Technik der Laser Ablation gewinnen. Dabei handelt es sich um eine Messung der Strontium-Isotope in nur winzigen Proben des Zahnschmelzes. Diese Methode erlaubt es, anhand der Ablagerungen im Zahnschmelz die Aufenthaltsorte bis zum 14. Lebensjahr zu ermitteln. Die Ablagerungen gleichen dabei den Jahresringen von Bäumen. Die neue Technik macht eine solche Untersuchung möglich, ohne dass den Überresten dabei größere Proben entnommen werden müssen.

Auch hier sprechen die Ergebnisse eine eindeutige Sprache. Die Verstorbene verbrachte ihre Kindheit an vielen verschiedenen Orten in Südengland. Etwa ab dem neunten Lebensjahr bleiben die Strontium-Werte jedoch konstant. Sie war also sozusagen „sesshaft“ geworden. All dies stimmt mit der Biographie Edithas überein. In ihren ersten Lebensjahren war sie im Gefolge ihres Vaters permanent unterwegs. Als sie neun oder zehn Jahre alt war, blieb sie jedoch zusammen mit ihrer Mutter in einem Kloster.

Auch die nähere Betrachtung des weiteren Sarginhalts, des Sarkophags und des Sargs selbst sowie die archäologischen Forschungen im Magdeburger Dom bekräftigten die Untersuchungsresultate der Anthropologen.

Das Fazit der Forscher: Zwar ist die Quellenlage zu Königin Editha relativ dürftig, doch alle Ergebnisse der nun vorgenommenen Untersuchungen stimmen in allen Punkten mit dem überein, was wir heute über Editha wissen. Insbesondere die Erkenntnisse aus der Isotopenanalyse und der Laser Ablation lassen die Wissenschaftler kaum noch Zweifel daran haben, dass es sich bei den Funden um die Überreste Edithas handelt. Die Indizien sind so überwältigend, dass die Forscher von einer an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sprechen.

Quelle: Jan Müller
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