Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Unentschieden im Werkzeugwettkampf

Geschichte|Archäologie

Unentschieden im Werkzeugwettkampf
neandertaler03.jpg
Beim Werkzeugmachen (hier eine Rekonstruktion aus dem Neandertaler-Museum) waren die Neandertaler dem Homo sapiens wohl ebenbürtig. Bild: Thomas Ihle / Wikipedia (GNU-Lizenz)
Neandertaler konnten ebenso effiziente Steinwerkzeuge herstellen wie der Homo sapiens. Sie waren daher wohl auch nicht weniger intelligent, vermuten Wissenschaftler aus Großbritannien und den USA. Ausgestorben sind sie also nicht wegen eines Mangels an Intelligenz, sondern möglicherweise weil sie im Gegensatz zu ihren modernen Konkurrenten kein so wirkungsvolles soziales Netz knüpfen konnten.

In ihrer Studie verglichen die Wissenschaftler die Vor- und Nachteile der Werkzeuge von Neandertalern und dem Homo sapiens: Während die breiteren, aus Feuerstein hergestellten Schneidewerkzeuge von beiden Spezies verwendet wurden, führte der Homo sapiens bei seiner Besiedelung Europas auch schmalere Steinklingen ein. Diese feineren Werkzeuge hatten jedoch keinen wesentlichen praktischen Vorteil. Das schlossen die Wissenschaftler aus ihren Untersuchungen, in denen sie klärten, wie viele Werkzeuge jeweils hergestellt wurden, wie viel Schneidekante produziert wurde, wie effizient der Verbrauch an Rohmaterial war und wie lange das Werkzeug hielt.

Neben der Erkenntnis, dass die Neandertaler im Vergleich zum Homo sapiens genauso gute Jäger waren und keine eindeutigen Nachteile in ihren Kommunikationsfähigkeit hatten, sei dies ein weiteres Argument gegen die Annahme, dass der Neandertaler dem Homo sapiens intellektuell unterlegen war. Der Wechsel von dem aus Feuerstein hergestellten Werkzeug zur Steinklinge sei weniger ein technischer als ein kultureller Fortschritt, erklärt Studienleiter Metin Eren. Die gemeinsame Nutzung dieses neuen Werkzeugs könnte nämlich zu einer stärkeren sozialen Bindung geführt haben, die für die Gründung größerer sozialer Netzwerke wichtig ist. Im Rahmen dieser Netzwerke war Austausch und Handel unter den Mitgliedern gesichert. Diese Art der Lebensversicherung könnte den Überlebensvorteil des Homo sapiens im Vergleich zum Neandertaler ausgemacht haben.

Metin Eren (Universität in Exeter) et al.: Journal of Human Evolution, Online-Vorabveröffentlichung vom 26. August ddp/wissenschaft.de ? Sonja Römer
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Ge|birgs|schlag  〈m. 1u; Bgb.〉 1 plötzl. Spannungsentladung in Gesteinsmassen, deren Gleichgewicht durch die Herstellung bergmännischer Hohlräume, besonders Abbaue, gestört ist 2 Zusammenbrechen von Grubenbauen mit oft großen Zerstörungen … mehr

Sich|ler  〈m. 3; Zool.〉 zu den Ibissen gehörender Schreitvogel mit sichelförmigem Schnabel: Plegadis falcinellus

sos|te|nu|to  〈Mus.〉 gehalten, breit getragen, mit vollen, gebundenen Tönen (zu spielen) [ital., Part. Perf. von sostenere … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige