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Ursprung der Reiternomaden geklärt

Geschichte|Archäologie

Ursprung der Reiternomaden geklärt
Noch heute sind Pferde für die Nomadenvölker der Mongolei ein wichtiger Teil der Kultur. (Foto: P. Enkhtuvshin)

Schon vor mehr als 3000 Jahren waren Pferde in der Mongolei ein bedeutender Teil der Kultur. Sie dienten als Reittiere und wurden sogar rituell begraben, wie Ausgrabungen in der eurasischen Steppe belegen. Neue Datierungen zeigen, dass der Beginn dieser Reiterkulturen mehrere Jahrhunderte weiter zurückliegt als bisher angenommen.

Wann entstanden die ersten Reiterkulturen?

Für die Nomaden Zentralasiens spielen Pferde schon seit Jahrtausenden eine zentrale Rolle. Erst durch ihre Reittiere konnten die Krieger dieser Nomadenkulturen sich weit nach Osten und sogar bis ins bronzezeitliche Europa hinein ausbreiten. Wann jedoch diese Völker zu Reitern wurden, konnte bisher nur grob geschätzt werden. Ein Grund dafür: Datierungen von bei Ausgrabungen gefundenen Pferdeknochen wichen stark voneinander ab.

Jetzt liefert eine Studie von William Taylor vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena und seinen Kollegen hier genauere Angaben. Dafür werteten die Forscher sowohl schon veröffentlichte Datierungen von Pferdeknochen als auch Radiokarbondatierungen eigener Funde mit Hilfe einer speziellen statistischen Methode aus. „Unser Modell erlaubt es uns erstmals, die Pferdenutzung mit anderen wichtigen kulturellen Entwicklungen in der Mongolei und dem Osten Eurasiens zu verknüpfen“, erklärt Taylor. „Gleichzeitig können wir so die Rolle des Klimas und der Umweltveränderungen für die lokalen Ursprünge des Reitens erfassen.“

Jahrhunderte früher als gedacht

Grundlage für die Analysen waren Knochenfunde aus Pferdegräbern der Hirschstein- Khirigsuur-Kultur – einer Kultur, die um rund 1000 v. Chr. in der mongolischen Steppe Hunderte von aufrechtstehenden, mit Hirschfiguren verzierten Steinstelen hinterließ. Ihre Toten bestatteten diese Nomaden in steinernen Grabhügeln, in deren Randbereichen oft zahlreiche Pferde als Begleiter im Tode mitbeerdigt wurden.

Die Analysen ergaben: Schon um 1200 v. Chr. war die rituelle Bestattung von Pferden und damit vermutlich auch ihre Nutzung als Reittier in weiten Bereichen der östlichen Steppen verbreitet. Wie die Forscher erklären, liegt der Ursprung des Reitens damit mehrere hundert Jahre weiter zurück als bisher angenommen. „Diese Entwicklung trifft zeitlich mit dem ersten Auftreten von Zugpferden in der chinesischen Shang Dynastie zusammen“, so Taylor und seine Kollegen.

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Nicht aus der Not geboren

Diese zeitliche Verschiebung hat wichtige Konsequenzen für die Frage, warum die Steppenvölker damals zu Reiternomaden wurden. Bisher nahm man an, dass ein Wandel zu einem trockeneren Klima und vermehrten Dürren die Bewohner der mongolischen und zentralasiatischen Steppe zu Nomaden machte. Doch die neue Datierung legt nun nahe, dass der Wechsel der Lebensweise schon vor diesem Klimaumschwung stattfand – zu einer Zeit, als das Klima noch feuchter und anbaufreundlicher war.

Entgegen bisherigen Annahmen könnte die „Erfindung“ des Reitens und der halbnomadischen Lebensweise gar nicht aus der Not geboren gewesen sein. Stattdessen ermöglichte es vielleicht gerade das günstige, fruchtbare Klima den Menschen der Hirschstein- Khirigsuur-Kultur, in Ruhe mit der Pferdezucht und dem Reiten zu experimentieren, wie die Forscher erklären. Klar ist in jedem Falle, dass das Aufkommen der Reiternomaden entscheidende Veränderungen für die kulturelle Entwicklung weiter Teile Eurasiens mit sich brachte. Auch das bronzezeitliche Europa wurde durch die aus dem Osten einwandernden Nomaden stark beeinflusst.

Quelle: Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, Fachartikel: Journal of Archeological Science, doi: 10.1016/j.jas.2017.03.006
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