Eine wichtige Informationsquelle für Forscher ist die Umwelt, in der die Dinosaurier lebten. Die meisten Tiere versuchen, in ihrer Umgebung zu verschwinden. Dies gilt für Beutetiere genauso wie für Räuber. Die einen schleichen sich an und die anderen versuchen, zu entkommen, aber für beide gilt: Je weniger von ihnen zu sehen ist, desto besser. So kann von der Umgebung auf ihre Bewohner geschlossen werden. Im Wasser lebende Tiere wozu auch einige Dinos gehörten sind zum Beispiel auf ihrer Unterseite oft hell gefärbt, um das einfallende Sonnenlicht nachzuahmen. Dieser Erklärungsansatz bestimmt denn bisher auch, welche Farben bei Nachbildungen von Dinosauriern in heutigen Museen und Filmen verwendet werden.
Die grün-grauen Urechsen haben so aber vielleicht gar nicht existiert. „Die heutige Vorstellung der Farben von Dinosauriern beruht eigentlich auf einer etwas veralteten Annahme, nämlich der, dass Echsen die nächsten lebenden Verwandten der Dinos sind“, meint Rainer Schoch, Paläontologe und im Stuttgarter Museum für Naturkunde zuständig für die Dinosaurierausstellung. Veraltet deshalb, weil die direkten Nachfahren der Dinosaurier nach neueren Erkenntnissen nicht kaltblütige nackte Reptilien sind, sondern Vögel Warmblüter mit Federkleid.
„Vermutlich waren die Dinosaurier aktiver und beweglicher als lange angenommen. Vor allem in China wurden in den letzten Jahren sehr gut erhaltene Fossilien entdeckt, die neues Licht auf die Forschung warfen“, erklärt Schoch. „Offenbar waren vor allem kleine Raubsaurier dicht befiedert. Ich wäre nicht überrascht, wenn sich in ein paar Jahren herausstellen würde, dass diese Tiere ganz andere Farben hatten. Wenn man Reptilien als Modell durch Vögel ersetzt, vergrößert sich das mögliche Farbenspektrum doch beträchtlich.“
Noch seltener als die Gewebereste, dank denen Forscher immerhin Aussagen darüber machen können, ob die Haut einzelner Arten runzlig, schuppig oder glatt war, werden Federn gefunden. Federn an sich waren aber vielleicht gar keine solche Besonderheit im Erdmittelalter der Dinosaurierzeit, sondern wurden nur seltener überliefert. Möglicherweise waren sogar alle Dinosaurier gefiedert. Tatsächlich sind mehrere Forscherteams dem Geheimnis um die Farbe der Dinos auf der Spur und gehen dabei den Weg über die Federn.
Dabei gelang es einem amerikanischen Forscherteam, mit Elektronenmikroskopen die Farben einer 40 Millionen Jahre alten Feder zu rekonstruieren. Sie wies laut ihren Entdeckern eine schwarze Grundfarbe auf und schimmerte je nach Blickwinkel blau-grün bis kupferfarben. Die Feder gehörte zwar „nur“ einem urzeitlichen Vogel und stammt aus der Zeit, als die Dinosaurier schon verschwunden waren, lässt aber hoffen, dass irgendwann auch die Rekonstruktion einer Dinosaurierfeder gelingt.
An der Untersuchung der Feder wesentlich beteiligt war der Paläontologe Jakob Vinther, der an der amerikanischen Yale-Universität in New Haven forscht. Er bestätigt Schochs Aussage: „Die Zeiten der grün-braunen Dinosaurier sind vorbei, sie waren ziemlich sicher wesentlich bunter.“ Vinthers Team löste in akribischen Untersuchungen die Oberfläche der Urvogelfeder bis in ihre Nanostrukturen auf. Dabei fiel die frappante Ähnlichkeit zu heutigen Vogelfedern auf, welche von regelmäßig angeordneten Strukturen, den Melanosomen, überzogen sind.
Diese winzigen, abgeschnürten Zellbestandteile sind vollgestopft mit dem Pigment Melanin. Je nach Anordnung der Melanosomen erstrahlen die Federn in unterschiedlichen Farben. Vinther hofft, in Zukunft noch Entscheidendes über die Dinofarben herauszufinden. „Die Anwesenheit von Melanosomen bestätigt, dass definitiv Farben vorhanden waren. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten Jahren auch herausfinden werden, welche. Außerdem wissen wir aus Fossilienfunden, dass bestimmte Arten eine Art Streifenmuster auf ihrem Schwanz hatten“, erklärt er.
Die Tiere waren also bunter, aber nicht alle waren gleich bunt. Vinther und Shoch sind sich einig, dass vor allem die männlichen Dinos farbtechnisch mehr zu bieten hatten als unauffällige Armeefarben. Der Kampf um Weibchen brachte wahrscheinlich einen sogenannten Geschlechterdimorphismus hervor, vermuten beide Wissenschaftler. Dabei geben sich die Männchen möglichst stark und verschwenderisch und versuchen mit allen Mitteln, die Aufmerksamkeit der weiblichen Tiere zu erregen. Bunte Federn als Lockmittel hätten nicht nur damals die Dinoweibchen entzückt, sondern würden heute auch menschliche Museums- und Kinogänger begeistern.